by JRabl
Die richtigen Worte finden – ein Zustand, der mich in Angst versetzte. Bei mir stieg bloße Panik auf, wenn ich meine Gefühle und meine Gedanken mit Worten ausdrücken sollte. Als Kind wurde ich jahrelang aufgrund meines Gewichtes und meiner zurückhaltenden Art gemobbt. Deshalb hasste ich es, vor versammelter Klasse Vorträge halten oder eine Antwort auf die Frage des Lehrers geben zu müssen. Wurde ich einfach so aufgerufen, brachte ich keinen einzigen Ton heraus, wurde Rot im Gesicht und erstarrte, obwohl ich die Antwort wusste. Referate bereitete ich gründlich vor, wusste genau was ich sagen wollte und lies mehr als die Hälfte weg. Es kam was ganz was anderes heraus, als ich mir vorgestellt hatte.
Trotzdem fand ich meine Liebe zu den Wörtern während meiner Schulzeit. Ich liebte es Aufsätze zu schreiben, aber nur die kreativen. Nur die, bei denen ich mir etwas ausdenken musste, mein Gehirn fordern durfte. Diese Schreibaufgaben brachten mir meine guten Deutschnoten. Die Lehrer und Lehrerinnen waren davon begeistert. Also fing ich an nur für mich selbst kleine Gedichte zu verfassen, kleinere »Aufsätze« zu schreiben. Mehr traute ich mir allerdings nie zu. Ich fand meine Texte selbst nicht sonderlich gut.
Irgendwann wuchs in mir der Traum ein eigenes Buch auf die Beine zu stellen. Meine Gedanken in Worte zu fassen, daraus eine Geschichte erstellen und damit meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dies kann und konnte ich immer besser: Schreiben als Reden. Beim Schreiben vergesse ich alles um mich herum, versetze mich in die Welt, die ich selbst erschaffen möchte und kann mich in meine Hauptpersonen hineinversetzen. Die Gefühle selbst spüren und sie auf das Papier bringen. Sofort finde ich die richtigen Worte dafür, die mir ansonsten fehlen.
Ein Buch brachte ich trotzdem sehr lange Zeit nicht zustande. Nach kurzer Zeit brach ich jedes Manuskript aus Angst nicht gut genug zu sein, wieder ab. Würde ich es sowieso niemals veröffentlichen. Wer sollte es schon lesen?
Als meine Tochter geboren wurde, spürte ich, es ist an der Zeit die Vergangenheit und das Mobbing mir selbst zuliebe aufzuarbeiten. Doch wie? Also begann ich, alles dazu niederzuschreiben. Schreiben hilft mir dabei die Sachen besser zu verarbeiten. Als ich fertig war, mit meiner persönlichen Geschichte ging mir ein Gedanke durch den Kopf: “Es wäre viel zu schade das Manuskript am PC in Vergessenheit geraten zu lassen. Vielleicht hilft es anderen, die ebenfalls zum Opfer wurden.” Darüber sprach ich mit meinem Mann, der mich zum Glück bei all meinen verrückten Ideen unterstützt. Schnell kamen wir zu dem Entschluss, es zu wagen. Ich veröffentlichte mein erstes Werk »Hauptrolle Opfer«. Kurz darauf inspirierte mich meine Tochter zu einer Kinderbuch-Idee. »Lila Regenbogen« ist mein erstes Werk, welches ich mithilfe von Story.One auf den Weg brachte.
Leben kann ich gewiss (noch) nicht vom Schreiben, aber es erfüllt mich. Es gibt nichts Schöneres als zu wissen, da draußen gibt es Menschen, denen meine Bücher gefallen. Denen ich damit ein Lächeln ins Gesicht zaubere, ihnen Hoffnung und Mut schenke. Genau deshalb werde ich weiterhin an meinem Traum vom Schreiben arbeiten.
© JRabl 2024-07-23