‘KUNST KIOSK’, ist dies ein neuer Trend? Ich kann mir so gar nichts darunter vorstellen. Frau Müller hat mir gestern die Adresse in die Hand gedrückt und mir ans Herz gelegt, am Wochenende dort vorbeizuschauen. Sie hat sich in Schweigen gehüllt und nichts verraten.
«Hoi Schwesterherz, schön dich wieder einmal zu sehen. Wohin gehst du?»
«Hallo Gabi, dachte schon du hättest dich in Luft aufgelöst, weil ich so lange nichts mehr von dir gehört habe.»
«Nein, alles bene, Holly, nur grad’ ziemlich busy, so kurz vor Weihnachten, dabei ist es doch das ‘Fest der Liebe’.»
«À propos Liebe. Hast du Giò wieder mal gesehen?» Holly schaute ihren Bruder fragend an.
«Ja, wir waren gestern zusammen ein ‘Fürobebier’ trinken.»
«Und, hat er etwas über mich erzählt?»
«Nein, aber beim Zahlen ist ihm ein Foto aus der Brieftasche auf den Boden gefallen.»
«Was war darauf zu sehen?», fragte Holly ungeduldig. «Dir muss man alles aus der Nase ziehen. Na los, erzähl schon», bettelte sie.
Gabriel schmunzelte: «Ein ganz steiler Zahn. Sie trug nur ein Pyjama und lächelte verführerisch in die Kamera.» Dann machte Gabriel eine ernste Miene: «Sag mal, spinnst du, solch ein Foto einem Mann zu schicken, Holly?»
«Was ist daran so schlimm und außerdem war es die einzige ‘Analogfotografie’ welche ich in der Schublade gefunden hatte. Und noch zu deiner Frage: Ich bin unterwegs zum Kultur Kiosk. Weißt du was das ist? Frau Müller hat es mir empfohlen.»
«Kultur Kiosk? Ich würde sagen: Kreativität auf kleinstem Raum, oder so.»
«Begleitest du mich dorthin, Gabi?»
«Tut mir leid, Holly, ich bin schon anderweitig besetzt.»
Im Kultur Kiosk …
Wow, welch wunderbare Karten. Ich werde mir eine aussuchen und Frau Müller mit einem gereimten Weihnachtsgruß überraschen. Die wird Augen machen.
Als Holly die Karte vom Stapel nahm, rutschte ein Zettelchen heraus. Blitzschnell griff sie danach und las das Zitat vom 21.12.: Einige Bücher soll man kosten, andere verschlingen, und einige wenige kauen und verdauen. Francis Bacon
Während Holly darauf wartete, die Karte zu bezahlen, dachte sie über den Spruch nach. Was der Philosoph mit diesem Zitat wohl sagen möchte? Bücher kann man doch nicht essen!
Zu Hause setzte sich Holly an den Schreibtisch und überlegte, was sie zu der ausgesuchten Karte schreiben sollte. Kurze Zeit später nahm sie den Stift zur Hand und schrieb folgende Zeilen: Vollbeladen fährt die rote Bahn den Schlossberg rauf’, währenddessen die Skikanonen schwungvoll zum Müllerhaus hinunter wedeln. Der Schneemann hat ne’ rote Nas’ und die Heiligen drei Könige, der Nikolaus und die beiden Pinguine drehen zum Schneewalzer elegant gekonnt ein paar Runden.
Frohe Weihnachten wünscht Holly
Die Geschichte ist eine Mischung aus Märchen und Realität!
Titelbild: Plakat Huser Kunst Kiosk
© Marianna Vogt 2024-12-21