Girls just wanna have fun

Malina Munz

by Malina Munz

Story

Wenn ich an Surferinnen denke, dann fĂ€llt mir als Erstes immer eine amerikanische Influencerin ein. Bereits mit neun Jahren nahm sie an ihren ersten Wettbewerben teil. Heute dokumentiert sie ihr Familienleben bei Instagram und Youtube und surft in sexy Outfits, bei der ihr schöner Po meist mehr zu sehen ist, als alles andere. HĂ€ufig wird kritisiert, dass Surferinnen bessere VertrĂ€ge bekommen, wenn sie gut aussehen und sich dadurch besser vermarkten lassen. Sex sells gilt auch hier und Sexismus beim Surfen ist leider keine Seltenheit. Es gibt immer noch MĂ€nner, die der Meinung sind, Surfen sei eine frauenfreie Zone, in der man mal den ganzen hĂ€uslichen Stress hinter sich lassen kann. Das zeigen nicht nur Frauenverbotsschilder an Spots, sondern auch das patriarchale Verhalten im Wasser. Eines der Dinge, bei denen die patriarchale Struktur zum Vorschein kommt, die mir schon hĂ€ufig beim Surfen passiert ist, ist das PhĂ€nomen des Mansplaining (also man explaining, oder zu Deutsch: HerrklĂ€rung). Dabei erklĂ€rt ein Mann einer Frau etwas, bei dem er davon ausgeht, dass er es aufgrund seines Geschlechts von Grund auf besser weiß. Das Ganze passiert in unterschiedlichen Facetten. Es beginnt bei den Freunden meines Mannes, die nicht unbedingt besser surfen, aber natĂŒrlich alles besser wissen, es geht weiter ĂŒber GesprĂ€che ĂŒber das Surfen auf ParkplĂ€tzen, bei denen mensch als Frau daneben steht und nicht mit einbezogen wird. Das alles findet subtil statt, natĂŒrlich gar nicht böse gemeint. Es steigert sich, wenn im Wasser wildfremde MĂ€nner zu einem Paddeln und einem erklĂ€ren, was frau besser machen könnte. Interessant finde ich dabei immer meine eigene Reaktion, ich bleibe natĂŒrlich freundlich, lĂ€chle etwas gezwungen und nicke. Hinterher Ă€rgere ich mich stundenlang darĂŒber. Am meisten hĂ€ngen geblieben sind bei mir das Mansplaining in Israel. WĂ€hrend meines Studiums reiste ich in den Semesterferien mit zwei Freundinnen einige Wochen durch das Land und ging auch immer mal wieder surfen. Surfen war dort zu dieser Zeit ein reiner MĂ€nnersport. Ein Typ, der im Wasser kaum etwas auf die Reihe bekommen hatte, kam zum Beispiel nach einer Session zu mir und meinte, ich solle mir eher ein grĂ¶ĂŸeres Board besorgen. Das kommt der Aussage nahe: du ĂŒberschĂ€tzt dich, du kommst mit dem kleineren Board nicht zurecht. Es gibt aber auch positive Beispiele: Bei einer Session in Frankreich passierte es mal wieder, dass mir ein Wildfremder die Welt und das Surfen erklĂ€ren wollte. Ich nickte höflich und wimmelte ihn schnell ab. Hinterher kam eine Ă€ltere Frau zu mir gepaddelt und fragte mich, ob er gerade „gemansplained“ hatte. Als ich das bejahte, regte sie sich fĂŒrchterlich auf, paddelte zu ihm und gewomansplainte ihm mal ordentlich ihre Meinung. Ich habe mir fest vorgenommen mal genau so zu werden. Leider ist es immer noch selten, dass Frauen sich auch in große Wellen trauen. Am Anfang sagte mal jemensch zu mir: da fehlt euch dann einfach ein bisschen mehr Testosteron. Lange habe ich das so hingenommen. Inzwischen weiß ich aber, dass das eine Sozialisationsfrage ist. MĂ€dchen werden weniger risikobereit erzogen, es wird eher erwartet, dass sie still sitzen. Ich weiß nicht, ob es nun unser Ziel sein sollte, so zu werden wie die MĂ€nner. Ich weiß aber, dass ich meine eigenen Grenzen erweitern will, auch ohne den Zusatz an Testosteron und ich weiß, dass ich es wahnsinnig genieße, mit anderen mutigen Frauen zu surfen. FĂŒr mich gibt es kaum etwas Wundervolleres.

© Malina Munz 2024-04-24

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