by Lara Moritz
Ich sag, ich glaube.
Und plötzlich ist da Stille. Blicke, die sagen: Echt jetzt? Lippen, die sich verziehen, als wollten sie fragen:Warum klammerst du dich an so was Altes? Religion ist Krieg. Religion ist Dogma. Religion ist Missbrauch.Das ist es, was sie hören. Das ist es, was sie sehen. Und ja – ich versteh’s ja. Manchmal schäme ich mich selbst für die, die in Gottes Namen Schrecken gesät haben, die Macht über Liebe stellten, die Mauern bauten, wo Jesus Brücken schlug. Und trotzdem. Trotzdem stehe ich hier und sage: Ich glaube. Nicht an eine Kirche aus Stein, sondern an einen Gott, der mich sucht, selbst wenn ich mich verstecke.
Christsein heute heiĂźt Gegenwind.
Heißt, erklären zu müssen, warum man noch betet, obwohl Gott nicht auf WhatsApp antwortet. Warum man sich an Jesus hält, obwohl man doch längst erwachsen ist. Christsein heißt, belächelt zu werden, weil man an mehr glaubt als das, was sich messen und berechnen lässt. Heißt, in einer Welt, die immer schneller, smarter, lauter wird, nicht den Sinn im Algorithmus zu suchen, sondern in einer uralten Geschichte, die irgendwie aktueller ist denn je.
Glauben heiĂźt nicht Flucht, sondern Feuer.
Dorothee Sölle sagte: Gott hat keine anderen Hände als unsere. Und genau das ist es. Glauben ist nicht frommes Warten auf den Himmel. Nicht ein „Ich hoffe, dass ich am Ende bestanden habe“. Glauben ist Revolution. Glauben ist Widerstand. Glauben ist zu sagen: Ja, die Welt ist kaputt – aber nicht ohne Hoffnung. Es ist unbequem. Weil es fordert. Weil es mich zwingt, nicht wegzusehen. Weil es mich zwingt, zu lieben, selbst wenn ich verletzt werde. Weil es mich zwingt, mich einzusetzen, selbst wenn es einfacher wäre, zu schweigen.
Und Gott?
Gott ist nicht weit weg, kein alter Mann mit weiĂźem Bart, der von Wolken herab auf uns zeigt. Gott ist Vater.
Nicht wie ein Mensch, der versagt, nicht wie ein Vater, der gegangen ist, der verletzt hat, der nicht da war. Gott ist der Vater, der bleibt.
Der Geduld hat, wenn ich sie längst verloren habe. Der mich auffängt, wenn ich falle .Der mich ruft, wenn ich verloren gehe.
Der sagt: Du bist mein Kind. Und nichts kann das ändern. Glauben ist ein Risiko. Es macht dich verwundbar. Es macht dich anders. Aber wenn du’s wagst –wirst du leben. Echt. Frei. Tief.
Mit Hoffnung, die größer ist als jede Angst. Mit Liebe, die stärker ist als jeder Zweifel. Mit einer Gemeinschaft, die trägt. Mit einem Vater, der niemals geht.
Es wird nicht leicht sein.
Aber es wird besonders.
Denn er wartet schon auf dich.
© Lara Moritz 2025-02-08