by Becca
Wieder hat ein neuer Tag begonnen und Susan macht sich auf den Weg nach draußen. Seit Tagen ist sie sich nicht sicher, was sie fühlen soll. Im Grunde geht es ihr gut. Sie hat alles. Ein Dach über dem Kopf, Arbeit, die ihr das Essen auf dem Tisch möglich macht, und sie selbst ist gesund. Trotz allem fühlt sie sich irgendwie leer. Es ist schwer zu beschreiben, denn auch das Gefühl, dass ihr etwas fehlt, hat sie oft. Sie blickt in den Spiegel, bevor sie die Tür öffnet. Oft hat sie das Gefühl versagt zu haben. Sie hat das Gefühl, noch nicht dort zu sein, wo sie immer schon hin wollte. Sei es beruflich, privat oder aber auch in ihrer Abnahme. Sie fühlt sich oft hässlich, alleine gelassen und ungeliebt. So oft findet sie Fehler an sich selbst. Entweder sind ihre Haare zu dünn oder ihr Bauch zu dick. Ihre Oberschenkel zu breit oder ihre Haut zu unrein. Sie versucht, die Gedanken abzuschütteln und öffnet die Tür. Tief Luft holend tritt sie hinaus. Für einen kurzen Moment schließt sie noch ihre Augen. Einfach um die Geräusche und die Gerüche, um sich wahrzunehmen. Eine Pause von dem ganzen Gedankenkarussell zu bekommen. Jedoch muss sie in die Realität zurück. Zögernd geht sie Schritt für Schritt voran. Ist es falsch, wie sie denkt? Macht sie sich selbst damit unglücklich? Steht sie sich selbst dabei im Weg? Oft zweifelt sie an ihren Entscheidungen. Sie sehnt sich sehr nach Liebe. Doch mit jedem Mann, den sie aber kennenlernt, und mit jeder Entwicklung, die daraus resultiert, zweifelt sie noch mehr. Sie sollte mehr Grenzen setzen, das weiß sie. Nicht ständig irgendeinem nicht existierenden Gefühl hinterherjagen. Doch anfangs fühlt es sich immer so gut an. Die Anziehung und das Kribbeln, das entsteht, umso mehr man den Anderen kennenlernt. Doch nach kurzer Zeit verschwindet das Ganze auf einer Seite. Sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Sie versteht es auch nicht, da es anfangs doch so locker und leicht war. So einfach, das Interesse zu halten beziehungsweise zu zeigen. Jetzt jedoch findet sie sich in der Realität wieder. Der Kontakt besteht schon wieder kaum noch. Man hat eher das Gefühl, man nervt. Und wieder hinterfragt man sich selbst. War es richtig, dem Ganzen eine Chance zu geben? Wieder etwas zu versuchen, obwohl es schmerzt, wenn der Kontakt wieder weniger wird? Eine Frage stellt sie sich immer und immer wieder. Will ich glücklich sein oder glücklich werden? Oft dachte sie sich, es wäre dasselbe. Doch umso älter sie wird, umso mehr merkt sie den Unterschied. Entschlossen steht sie vor ihrem Ziel. Noch tritt sie nicht ein. In Gedanken antwortete sie sich selbst. Ja, ich will jetzt glücklich sein. Nicht für andere, nein, für mich ganz alleine. Weil ich es verdient habe. Weil ich genug bin und es keinem mehr beweisen muss. Weil ich endlich verstehen muss, dass niemand bleibt, wenn ich mich an ihm festhalte. Das Loslassen nicht verlieren bedeutet. Sondern Stück für Stück mich selbst wiederzufinden. Endlich geht sie hinein und auch das Karussell in ihrem Kopf ist still. Sie ist glücklich.
© Becca 2025-07-27