by Annika Speck
Es war ein regnerischer Tag, ich stieg aus dem Bus und lief in großen Schritten zum Bahnhof. Schnell stellte ich mich unter ein Dach und schaute kurz auf mein Handy, ich wollte sichergehen, dass ich nicht den Zug verpasst hatte. Zum Glück hatte ich noch genügend Zeit, ich musste noch eine halbe Stunde warten. Gefrühstückt hatte ich heute noch nicht, deshalb kaufte ich mir rasch ein Brötchen beim Becker der auf der anderen Seite der Straße war. Nachdem ich das Brötchen aufgegessen hatte, schaute ich den Menschen zu wie sie über den Bahnhof hetzten. Einige hatten Regenschirme andere hielten sich ihre Taschen über den Kopf. Es war viel los, überall drängten sich Leute durch die Menschenmenge und zogen ihre Kinder hinter sich her oder ihre übertriebenen Koffer. Manche Kinder blieben stehen und sprangen in Pfützen, die sich durch den vielen Regen gebildet hatten, deren Mütter schauten sie verärgert an und zogen sie weiter. Mein Handy zeigte 10:27 Uhr an, in drei Minuten sollte der Zug kommen. Ich drängte mich also auch durch die vielen Leute zum Bahnsteig. Ich sah wie der Zug anrollte und immer näher kam, ich war noch ein gutes Stück entfernt und musste mich echt beeilen. Leider standen immer wieder Menschen in meinem Weg oder ich musste einem Kinderwagen Platz machen, deshalb kam ich mühsam voran. Die Türen des Zuges öffneten sich und viele Menschen strömten heraus und herein, ein wildes Durcheinander entstand. Ich lief immer schneller und rannte schließlich, zum Glück machten mir fast alle Platz und die Leute, die mir keinen Platz machen wollten, musste ich umrunden. Die letzten Menschen stiegen ein und die Zugtüren schlossen sich langsam. Ich rannte so schnell es ging mit einem Koffer und einer Tasche durch eine große Menschenmenge. Nur noch ein Schritt trennte mich von der Türe, die Zugtüre war einen Spalt noch offen und dann als ich den letzten Schritt machen wollte waren die Türen des Zuges zu. Der Zug rollte an und ich stand davor, fassungslos stand ich da. Die Rückreise nach Hause konnte ich jetzt wohl vergessen, da der nächste Zug erst in fünf Wochen wieder dort hinfahren würde. Ich wollte mich schon umdrehen, um zurück ins Hotel zurückzufahren, aber da sah ich wie der Zug anhielt. Das konnte doch nicht sein! Die Türen öffneten sich wieder und ein Mann streckte sein Gesicht heraus, er rief: »Hey! Kommen Sie oder nicht?« Irritiert schaute ich ihn an und da würde mir, nach kurzem Überlegen klar, dass er den Zug angehalten hatte. Ich rannte also wieder los, dieses Mal schaffte ich es und der Zug schloss auch nicht mehr vor meiner Nase die Türen. Schnaufend stieg ich in den halbvollen Zug ein und verschnaufte einen Moment dann sagte ich an den Mann gerichtet: »Haben sie den Zug angehalten?« »Ja, ich habe sie gesehen. Unfassbar das der Zug direkt vor Ihrer Nase die Türen geschlossen hatte!« »Ja das stimmt. Vielen, vielen Dank! Wenn sie den Zug nicht angehalten hätten, dann müsste ich fünf Wochen auf den nächsten Zug warten! Und meine Arbeit fängt in einer Woche wieder an!« »Das wäre wirklich nicht schön gewesen. Wenn ich richtig verstehe fahren sie mit dem Zug nach Hause.« »Ja, ich war hier in den Ferien, entspannen. Und sie, wo wollen sie genau hin?« »Entschuldigung, Ihre Fahrkarten bitte!«, sagte ein Schaffner zu uns. »Oh ja, einen Moment bitte!«, sagte ich und wühlte in meiner Jackentasche, zog mein Handy heraus und zeigte meine Fahrkarte, der nette Mann tat es mir nach mit seinem Handy.
© Annika Speck 2025-03-24