by Tina Ried
Planschen. Kindergeschrei. Unsägliche Hitze. Faulheit, sich die Haut einzucremen. Mamas schneeweiß-klebriger Bio-Sonnenschutz verweilt traurig in der Badetasche. Ein Nebel aus Sonnencreme wälzt sich um das Schwimmbad – der muss ausreichen, sonst wird man doch nicht braun! Menschen sind schon eine nicht besonders ansprechende Spezies, denkt man, wenn man kugelige Männer in Leder-Flip-Flops mit blauem Dosenbier in der Hand durch die Wiesen latschen sieht, oder die Frauen, die mit ihren weißen Bikinistreifen um die Wette erröten.
Spitz-knusprige Pommes mit Ketchup und Mayo. Wer mag schon Senf drauf – was müssen das für Leute sein? Ein komischer Ort ist das hier. Auster heißt das Schwimmbad, so riecht es hier auch. Aber es liegt ein Knistern in der Luft, ein Knistern, das allen Schwimmbädern innewohnt. Wen wundert’s, wenn lauter Menschen sich in knapper Bekleidung durch die Gegend wölben?
Die Gewölbe sind es, die uns doch ins Schwimmbad treiben. Sie machen das ganze Erlebnis spannend, wegen ihnen sieht man die anderen plötzlich in einem neuen Licht. Sind es denn die Gewölbe, wofür wir leben? Hat das Leben nur diesen einen Sinn? Ja, und unser jugendliches Selbst ist so tief wie das Kinderplanschbecken.
Die Grazer Gewölbe machen brutzelnde Sommertage im Chlor-Pipi-Schwimmbad immerhin zu etwas, auf das man sich am Vorabend beim Beine Rasieren, Augenbrauen Zupfen und Hornhaut Hobeln freut. Das Pritscheln und Plätschern und Spielen im Wasser nur ein Vorwand. Haut streift Haut, Sonnenbrand im Inneren.
Sabbernde Zahnspangenküsse und Twinnis teilen wir. Die Sommer sind end- und schwerelos, manchmal wölben sich die Grazer Gewölbe übereinander. Zwischendrin spielen wir Uno und denken an nichts.
Aber irgendwann gehen auch die knisternden Sommertage im Schwimmbad vorüber. Irgendwann kennt man die Grazer Gewölbe zu gut und die eigenen auch. Trockenes Gras pikst die Hornhaut. Die Neugier ist weg, die Pommes sind weich.
Die Uno-Karten der ersten Male sind verspielt.
© Tina Ried 2023-08-30