Großeltern

Celine Steiner

by Celine Steiner

Story

Großeltern. Bei diesem Wort durchströmen einen so viele Gedanken – Liebe, Geduld, Fürsorge, Freude, Dankbarkeit, Schmerz. Unsere Großeltern formen uns, sie sind für uns schon in unseren jungen Jahren da, und wenn wir besonders Glück haben begleiten sie uns noch eine Weile durch unser Erwachsenenleben. Die Zeit mit ihnen wird niemals genug sein. Es wird niemals genug sein, ihren Weisheiten zu lauschen, zusammen am Tisch über die lustigen Geschichten von damals zu lachen und den Liedern zuzuhören, die sie einem mit Liebe vorsingen. Die Momente mit seinen Großeltern zählen für viele zu den schönsten, die man in seinem Leben erleben darf. Und ich zähle mich zu diesen vielen.

Mein Großvater mütterlicherseits, den ich abgöttisch geliebt habe, starb als ich vierzehn Jahre alt war. Er wurde 71. Es war viel zu früh und es traf mich wie ein Blitz. Eine Grippe, die in einer Lungenembolie endete. Wieso musste das passieren? Wir hatten doch erst vor Kurzem telefoniert?, sind die Gedanken, die mitunter in meinem Kopf schwirrten. Er war derjenige, der immer mit mir gespielt hat, ob er wollte oder nicht war er hingebungsvoll für mich da gewesen. Ich kann mich noch immer an das Geräusch der Krücken erinnern, welches ich hörte, wenn er auf dem Weg zu mir ins Kinderzimmer war und die Freude, die ich spürte, da ich wusste, dass er kommt, um mit mir zu spielen. Er kochte – wohlgemerkt den besten – Grießbrei für mich, wenn ich Lust hatte und war ein gläubiger Mensch, immer gerne vertieft in sein Gebetsbuch. Nach seinem Tod, und das werde ich nie vergessen, roch ich den Geruch von dem Grießbrei mit dem Kakao und der Butter in der Luft, den er immer für mich gekocht hatte. Meine Mutter lag damals neben mir und ich wusste nicht so recht, ob ich sagen sollte, was ich roch – vielleicht bildete ich es mir nur ein?

„Riechst du auch diesen Geruch von Grießbrei in der Luft?“, hörte ich plötzlich meine Mutter fragen und ich wusste nun, dass es echt sein musste. Mein Opa war gekommen, um Abschied zu nehmen oder uns zu besuchen. Nach diesem Erlebnis folgten noch Träume mit ihm, die sich so echt anfühlten, dass es mich am Morgen innerlich zerriss, dass ich aufwachen musste. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich mit Bestimmtheit, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und mein Großvater auf mich wartet.

Aber es ist nicht nur mein Großvater mütterlicherseits, zu dem ich eine besondere Bindung habe, sondern auch meine Großmutter mütterlicherseits. Die Prägung und Lehre, die dieser besondere Mensch an mir hinterlassen hat, ist tiefer als alles andere, was ich bisher in meinem Leben kannte. Genau wie mein Großvater stammt sie aus der Slowakei und deswegen kenne ich sie mehr als meine „Starka“ als wie meine „Oma“. Ihr eigentlicher Name lautet Sidónia. Und worauf ich am meisten stolz bin, ist der Fakt, dass ich am selben Tag wie sie Geburtstag habe. Am 7. Mai. Wie cool ist das denn? Meinen Zweitnamen teile ich auch mit ihr und ich denke, dass meine leicht widerspenstige Haarpracht ihrem lockigen Haar zu verdanken ist – anders kann ich es mir nicht erklären. In jedem Fall ist sie für mich schon immer etwas sehr Besonderes gewesen und ich genoss jeden Aufenthalt, den ich in der Slowakei verbracht habe, sehr. Deswegen ist es mir ein Anliegen, diese Geschichte mit dir zu teilen.

© Celine Steiner 2024-09-03

Genres
Novels & Stories