Hasenohren

Katarina Petkovic

by Katarina Petkovic

Story

Meine Hasenohren stehen auf. Sie sitzen auf meinem Kopf wie dein Herz in deiner Brust. Sie bleiben an mir, egal wie sehr du ziehst.

Ich liebe meine Ohren, sie sind groß und weich und meins. Meine Eltern lieben meine Ohren, sie sind wie ihre, nur in klein. Draußen geben sie mir einen Hut. Ich hasse Hüte, sie tun mir an den Ohren weh.

Niemand fragt, warum ich immer einen Hut trage. Ich trage ihn jetzt auch zuhause. Auch beim Schlafen, Essen, Duschen.

Ich laufe durch die Stadt, sehe mich selbst. Als ich mir entgegen lache, schaue ich mich genau an. Meine Füße meine Haare meinen Hut. Alle anderen laufen. Sie sehen nicht, wie ich mit mir tanze. Ich schaue mich an. Da seh ich wieder meinen Hut.

Ich stürze auf mich zu, packe mich am Hals. Wir raufen, hauen, hassen. Ich liege am Boden, werde bald von mir erwürgt- ich schreie um Hilfe, doch sie lassen mich alle zurück. Vor meinen Augen sind die Sterne, sie kommen immer näher. Verzweifelt suche ich, irgendwas muss ich doch tun. Da fällt es mir auf, inmitten der Sterne schwebt mein Hut. Ich sehe das Rot, ganz klar und genau. Da weiß ich, wie ich mich schlagen kann. Ein Flick.

Mit dem kleinen.

Ganz schwach und kaum da.

Der Hut, er fällt.

Alle bleiben stehen. Ich weiche zurück. Meine Atmung kommt zurück. Ich schnaufe am Boden, mein Bild löst sich auf. Alle stehen um mich rum. Sie starren mich an. Ich bin wütend- wieso bemerken Sie mich erst nach meinem Kampf? Doch in ihren Augen ist kein Mitleid, keine Angst. Es ist Wut, es ist Wider, es ist-.

Ich fühle an mir entlang, ist etwas kaputt? Ist noch alles an mir dran?

Da fällt es mir auf, ich berühre meinen Kopf. Meine Ohren sind frei. Sie schauen mich an, wütend und… wartend. Es stört sie nicht, dass ich Ohren habe, nur dass ich sie zeige. Sie zeigen auf meinen Hut, alle zugleich. Ich schaue auf ihn und rapple mich auf. Ich will ihn ja aufziehen, einfach weiter gehen. Doch plötzlich merke ich, es tut nicht mehr weh. Ich habe es vergessen, doch jetzt weiß ich genau. Der Schmerz war immer da, meine Ohren fast taub. Ich schaue sie an und schüttle den Kopf. Ich hüpfe auf meinem Weg, den Hut lass ich im Staub.

Wie lang sie da stehen, weiß ich nicht. Irgendwann gehen sie weiter, aber sie verfolgen mich nicht. Ich werde es nie wissen und es interessiert mich auch nicht, aber mein Hut bleibt nicht allein.

Alles was ich weiß ist meine Ohren sind frei, genauso wie ich.

© Katarina Petkovic 2022-04-14