Heiss, heisser, am heissesten

NathalieFrance

by NathalieFrance

Story

Autsch, autsch…. die Füsse brennen. Der Vorplatz unseres Hauses glüht und ich habe vergessen, auf meinem Weg zum Pool die Flip-Flops anzuziehen. Nun schnell ins kühle Nass – doch oje, so kühl ist’s gar nicht. Nein, überhaupt nicht. Ein Blick auf das Thermometer verrät mir: 30 Grad! Ein wenig Badesalz und ich könnte ein riesiges Pflegebad nehmen. Ich schwimme ein paar Längen und trotte wieder, doch etwas abgekühlt, zu meinem Liegestuhl unter dem Blätterdach der Zierkirsche. Hinlegen, Buch in die Hand und weiterlesen.

Kinderschreie reißen mich aus der Reise in die Literatur jäh heraus. “Mutti, wir gehen jetzt schwimmen”, verlautbart mir mein Sohn, der Besuch von einem Freund hat. “Jaja, geht’s nur – das Wasser ist eh ganz warm”, antworte ich, damit ich schnell wieder eintauchen kann in die Geschichte.

Nach 1 Stunde sehe ich auf die Uhr, mein Sohn ist immer noch im Schwimmbad. Ich sehe, dass er bereits Schwimmhäute zwischen Finger und Zehen hat und quakend aus dem Pool hüpft. Er springt mit einem großen Satz zu mir auf den Liegestuhl und schleckt sich mit seiner langen, klebrigen Zunge über seine Augen. Seine Haut schillert von Blattgrün bis Aquamarinblau. Auch seine Beine scheinen gewachsen zu sein. Plötzlich quakt er mich an und bringt nur ganz schwer die Worte raus:”Muuutti, iccccchh hab Huuuunnker, QUAK!” Total entsetzt sehe ich ihn mir genauer an und stoße einen lauten Schrei aus. Mein Sohn ist zu einem Wechselblüter mutiert – hilfesuchend sieht er mich an und reißt plötzlich sein Maul auf. Seine klebrige Zunge schnellt in Windeseile heraus und schwingt in die Luft, wo eine Fliege im Vorbeifliegen keine Chance mehr hat. Sie bleibt kleben und mein Sohnefrosch oder Froschsohn rollt die Zunge wieder ein und schmatzt genüsslich auf der Fliege rum. Mmmhhh, scheint ihm zu schmecken. Mit meinen Armen stoße ich meinen mutierten Sohn von der Liege und laufe ins Haus, um mein Handy zu schnappen. Doch wen sollte ich anrufen?Wen bloß, denn es ist offensichtlich, dass mich alle für verrückt halten würden. Ich kann es ja selbst nicht fassen, deshalb sehe ich nochmal nach, ob ich nicht gerade halluziniere. Doch da sitzt er, der Riesenfrosch, gemütlich auf meinem Handtuch und plustert die Wangen auf mit nachfolgendem Gequake. Ich nehme mit zitternden Händen das Telefon und drücke die Kurzwahltaste. Endlich meldet sich mein Mann. “Ja, Schatz, was kann ich für Dich tun?” Stammelnd versuch ich zu erklären, was mir gerade widerfahren ist, doch er lacht nur am anderen Ende der Leitung. Das macht mich wütend. Unmittelbar darauf spüre ich an meinen Beinen ein feucht-raues Schlecken… ich sehe an mir runter und entdecke … unsere Katze, die die Schweißperlen von meinen Beinen genüsslich leckt. Und ich bin gar nicht im Haus, ich liege noch immer auf der Liege draußen im Garten. Ganz verwirrt schrecke ich auf und höre meinen Sohn noch immer im Pool herumplanschen und lachen. Ein komischer Traum war das.

© NathalieFrance 2019-07-26

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