Heiß-Heißer-Feuer

Laura Freitag

by Laura Freitag

Story

Am Wochenende brachte mich meine Mutter zum Bahnhof. Ich wollte meine Cousine in Wien besuchen. Wir sehen uns nicht oft, deswegen war ich etwas aufgeregt. In den ersten Minuten im Zug sah ich nur aus dem Fenster. Dann nahm ich mir mein Smartphone und meine Kopfhörer und begann meine Lieblingsserie anzusehen. Damit verbrachte ich zwei Stunden. Irgendwann musste ich dringend zur Toilette. Der Zug wurde langsamer. Der Lockführer erklärte durch den Lautsprecher, dass wir aufgrund technischer Angelegenheiten die Fahrt kurz unterbrechen müssten. Ich nutzte die Gelegenheit und suchte die Toiletten auf. Die Kabine war sehr klein. Als ich die Tür wieder öffnen wollte, ging es nicht. Ich war eingeschlossen. Kurz davor, um Hilfe zu rufen, hörte ich einen lauten Krach und spürte eine enorme Erschütterung. Ich konnte Schreie wahrnehmen. Was geschah gerade? Ich versuchte mich erneut zu befreien, vergeblich. Glasscheiben zerbrachen und Menschen schrien hysterisch durch die Gegend. Mit lautem Klopfen wollte ich auf mich aufmerksam machen. Nichts geschah. Plötzlich bemerkte ich, wie Rauch unter der Toilettentür aufstieg. Es brannte! Am Waschbecken befeuchtete ich Tücher und legte sie über den Türspalt. Der Rauch kam nicht mehr zu mir herein. Es war wie ein schlimmer Alptraum. Eingesperrt sein und zu wissen, dass etwas Schlimmes passiert, der Horror. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Immer wieder klopfte ich gegen die Wände. Nach wenigen Minuten krachte es in meiner Nähe. Irgendetwas viel gegen die Tür und versperrte zusätzlich meinen Weg ins Freie. Es war heiß. Sehr heiß. Mir standen Schweißperlen im Gesicht. Mein Smartphone war kurz vorm Überhitzen. Ich nahm es und wählte 122, die Nummer der österreichischen Feuerwehr. Während meinem Gespräch erklärte ich wo ich war. Die Frau am Ende der Leitung schien erschrocken und meinte, es dürfte keiner mehr im Zug sein. Sie schicke Hilfe. Plötzlich schaltete sich mein Smartphone während unserem Telefonat aus. Es war brandheiß. Ich legte es auf den Boden und darüber nasse Tücher. Es wurde immer heißer. Ich setzte mich zu Boden und konnte nur noch die Wand, die ein Außenteil des Zuges darstellte, berühren. Alle anderen waren aus Metall und leiteten die Hitze. Der Rauch stieg langsam aus allen Spalten. Nach einer Weile konnte ich die Sirene der Feuerwehr hören. Ich trommelte gegen die Wand. Bald wurde mein Klopfen erwidert. Ich bemerkte, dass sie begannen ein Loch in die Wand zu schneiden. Einen Moment später brach dieser Teil mit lautem Krach weg. Eine Hand stütze mich beim Hinausklettern. Mir war ganz schwummrig. Die Hitze hat mich ausgeknockt. Ein Feuerwehrmann trug mich behutsam zu einem Rettungswagen. Er sagte, ich hätte ihnen allen einen riesigen Schrecken eingejagt. Als es mir wieder etwas besser ging, blickte ich zum Zug und sah, dass alles brannte. Der gesamte Zug stand in Flammen. Angeblich war es Brandstiftung. Bevor ich ins Krankenhaus gebracht wurde, dankte ich meinen Rettern. Im Krankenhaus bemerkte ich, dass ich eine große Brandwunde am Bein hatte. Nachdem sie versorgt war, holten mich meine Eltern ab. Mein Cousinenwochenende holte ich ein anderes Mal nach. Das war ein Erlebnis.

© Laura Freitag 2023-08-24

Genres
Suspense & Horror
Moods
Abenteuerlich