Herdenpsychologie …

Lebensvielfalt

by Lebensvielfalt

Story

Gerade las ich einen aktuellen Post auf den social media Plattformen:

“Let’s pray for the world” = Lasst uns für die Welt beten. Hinterlegt mit einem stimmungsvollen Foto.

Beten und Bitten, aus dem Herzen kommend und in guter Absicht, ist auf den ersten Blick eine wunderbare Sache. Und wird von einer Mehrheit der Menschen unterstützt und geteilt.

Zu Karneval hatte ein Straßenkünstler zwei bunt gestaltete Engelsflügel auf eine graue Mauer gesprüht. Zwischen dem rechten und dem linken Flügel hatte er einen knappen Meter Platz gelassen. Für einen Menschen, der sich dazwischen positionieren und als Engel, aktuell als Friedensengel, ablichten lassen konnte. Die Idee wurde zum Hit. Manche Dame ließ sich im farblich passenden Faschingsdress fotografieren, und es sah wirklich klasse aus. Frau bekam viele Likes und Views. All good.

Es fällt auf, dass die gute Absicht solcher Aktionen ausdrücklich betont wird. Zweifel sind nicht erlaubt. Man möchte in schwerer Notlage befindlichen Menschen helfen. Solidarität ist eine gute Sache und vereint. Es fühlt sich richtig an.

Aber guter Wille kann leicht missbraucht werden. Vor allem, wenn wir die zugrundeliegende Prämisse nicht wirklich auf ihre Echtheit und Wahrheit hin überprüfen können. Dass Politiker A der Böse ist, und Politiker B das unschuldige Opfer. Die Medien präsentieren uns unisono ein und dieselbe Wahrheit. In stündlich wiederkehrenden Bildern und Worten. Eine zweite Meinung wird gar nicht mehr präsentiert. Wir alle wissen: Bilder können manipuliert sein, aus dem Archiv stammen, sogar aus Computerspielen. Alles möglich und schon mehr als einmal passiert, und bewiesen.

Die meisten von uns sind mit dem Organisieren ihres Alltags beschäftigt und ausgebucht. Sich zwischendurch oder am Abend noch mit den wahren Hintergründen der Weltpolitik zu beschäftigen, ist zeitlich fast nicht möglich. Ein echtes Dilemma. Ergo folgt die absolute Mehrheit der Menschen, oft aus Bequemlichkeit, dem Mainstream. Ein Außenseiter zu sein, zu einer Minderheit zu gehören, auf die nicht selten mit dem Finger gezeigt wird? Besser nicht, danke nein.

Wo ist eigentlich die Zeit geblieben, wo in abendlichen Talkshows, unter Beteiligung mehrerer Parteien, heftigst um die Wahrheit gestritten wurde? Ich bin sicher, die Mehrheit der Leser kann sich durchaus noch an diese lebhaften Runden erinnern.

Und heute? Es scheint eine größtmögliche Einheitsmeinung zu gelten. Medial gesteuert, anders wäre es nicht machbar. Weltweit. Die Seher, User und Follower erinnern an eine Schafherde, die dem Hirten arglos zu folgen bereit ist. Schafe sind Herdentiere. Ob der Hirte es gut mit ihnen meint oder nicht, können sie vorab nur schwer beurteilen. Und wenn, ist es meistens zu spät. Andererseits lebt der Hirte von der Folgebereitschaft seiner Herde. Würden die Schafe ihm den Rücken zuwenden und sich ihre “Nahrung” selber suchen, bliebe er als einsamer Mann zurück.

Frage: Wer hat hier am Ende die Macht?

© Lebensvielfalt 2022-03-03

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