by Giggu
Es ist der Abend nach dem Brand in der Kirche von St. Weidenau. Bürgermeister Heinrich Blasl hat das Extrastüberl im “Goldenen Kleeblatt” reserviert. Heute lädt er alle freiwilligen Helfer, die sich in der Brandnacht engagiert haben, zum Abendessen ein. Der Bürgermeister und der Feuerwehr-Kommandant Albert Panigl sind die Ersten, die im Gasthaus eintreffen. Blasl setzt sich schon zum Tisch und blättert in seinen Unterlagen. Panigl wechselt ein paar belanglose Worte mit der Wirtin Theresia und nimmt dann neben dem Bürgermeister Platz. Den Blasl amüsiert die Heimlichtuerei, es weiß nämlich schon das ganze Dorf, dass die fesche Theresia und der stille Albert einander zugetan sind! “Herzerl haben s´ in den Augen!” wird geflüstert. Kaum zehn Minuten später sind alle Gäste eingetroffen. Bald stehen volle Biergläser am Tisch. Nicht lange, denn so ein Seidel Bier gibt nichts aus. Der Bürgermeister möchte seine Gäste in gute Stimmung versetzen. Er bestellt noch eine Runde und spricht der Mannschaft abermals seinen Dank aus. Die Wirtin nimmt die Essenswünsche der Gäste auf. Bgm. Blasl schließt die Türe des Extrastüberls. Er möchte, bevor die Mahlzeiten serviert werden, seine Idee loswerden. Gestern sind nämlich nur Herren beim Löscheinsatz gewesen. Stehend beginnt er seine Rede: “Meine Herren! …”. (Jetzt muss man wissen, dass Heinrich Blasls Hobbys Literatur und Theater sind. Er hat schon einmal gutmütige Mitbürger überredet, Szenen aus Goethes “Faust” zu spielen, hat sich aber eingestehen müssen, dass sich die Begeisterung in Grenzen gehalten hat). Aber diesmal wird es anders! Blasl hat ein berührendes Krippenspiel geschrieben, das er im “Müchhaus” inszenieren möchte. Die Einnahmen kommen der Renovierung der Kirche zugute. Die angesprochenen Herren realisieren, dass sie Akteure in Bürgermeisters Krippenspiel sein sollen. Die Stimmung ist eher gedämpft, aber der Blasl lässt sich davon nicht irritieren und geht zur Rollenverteilung über. Es sollen die Hl. Familie, Hirten, drei Heilige Könige und die himmlischen Heerscharen seine Krippe bevölkern. Das nun servierte Essen unterbricht zum richtigen Zeitpunkt die flaue Stimmung. Bürgermeister Blasl lässt seine vorbereitete Liste durchgehen und nötigt jeden, sich für eine Rolle einzutragen. Die Hirtenrollen sind gleich an den 11-er Hartl und einige Fußballer vergeben. Für Pfarrer Sam ist es klar, dass er den Balthasar übernimmt. Sam überredet Dr. Schaden und den Oberförster zu “Weihrauch und Myrrhe” zu greifen. Die anderen Kicker, werden Erzengel. Für die Bühnentechnik ist der Panigl zuständig. Der Blasl selbst spielt den Josef. Die Rolle der Maria ist noch vakant. “Wir wollen ja unter uns bleiben”, betont der Blasl, “daher muss einer der Burschen die Maria spielen! Ich tät´ sagen, der Tormann macht´s. Als Maria kannst endlich deine langen Haare offen tragen, musst dich halt ordentlich glatt rasieren.” In die dummen Sprüche hinein ergänzt der Bürgermeister: “Im G´sicht, hab´ ich gemeint, Herrschaftszeiten!” Der “Luzifer”-Tormann, bricht fast zusammen. “Des kannst ma net antun, Bürgermeister, da komm i ma ja kandiert vor!”. “Kastriert heißt das”, brummt Dr. Schaden. “Shit!”, flucht der Tormann, “du haust ma mei ganzes Standing bei den Mädels z´samm!”
“Wer ist dafür, dass unser Womanizer die Maria spielt?” Alle Hände sausen unter Gelächter in die Höhe.
© Giggu 2024-12-08