Horst-Gregorio Canellas, damals Präsident der Kickers Offenbach, überraschte die Gäste der Feier seines 50. Geburtstags, der am 6. Juni 1971 stattfand, mit Mitschnitten via Tonband, auf denen Telefonate aufgezeichnet waren, in denen es um Angebote für Spielmanipulationen und Schmiergeldzahlungen ging. Dem DFB wurden unter anderem die Mitschnitte der Stimmen von den Nationalspielern Bernd Patzke und Manfred Manglitz vorgelegt, die dem Präsidenten der Kickers eindeutige Bestechungsangebote machten. Die Offenbacher waren zu dieser Zeit selbst akut vom Abstieg bedroht. Der ebenfalls als Gast geladene Bundestrainer Helmut Schön verließ umgehend entsetzt die Party, und die Presse stürzte sich auf diesen Skandal. Der DFB-Chefankläger Hans Kindermann führte die Ermittlungen und stellte fest, dass acht Spiele aktiv manipuliert wurden, woraufhin 52 Spieler, der Trainer Egon Piechaczek von Arminia Bielefeld und sein Trainerkollege Günter Brocker aus Oberhausen gesperrt wurden. Unter den bekanntesten Spielern waren unter anderem die Nationalspieler Stan Libuda, Klaus Fichtel und Klaus Fischer. Natürlich durfte Hertha bei so einer Geschichte nicht fehlen, denn die “alte Dame” stellte mit 15 Spielern hinter Braunschweig (mit 16 Spielern) die zweitmeisten betroffenen Spieler. Konkret ging es bei uns um die Spieler Tasso Wild und Bernd Patzke, die beide jeweils vom 24. Juli 1971 bis zum 30. Juni 1975 gesperrt waren. Die Sperre beschränkte sich nur auf die nationalen Ligen; ins Ausland hätten die beiden jedoch wechseln können. Beide wurden am 26. November 1973 begnadigt. Jürgen Rumor und László Gergely bekamen ab dem 23. Januar 1972 eine Sperre auf Lebenszeit, die auch konsequent durchgezogen wurde – naja fast. Nach Zahlung eines Bußgeldes von 15.000 DM wurden beide ein Jahr später, am 26. Januar 1973, begnadigt. Volkmar Groß, Peter Enders, Wolfgang Gayer, Arno Steffenhagel, Karl-Heinz Ferschl, Hans-Jürgen Sperlich, Franz Brungs und Jürgen Weber wurden alle vom 21. Januar 1972 bis zum 20. Juni 1974 gesperrt. Auch bei ihnen reichte eine 15.000 DM große Geldbuße, und auch sie wurden dann am 26. November 1973 begnadigt. Zoltán Varga handelte sich eine Sperre vom 23. Januar 1972 bis zum 30. Juni 1974 und eine Bußstrafe von 15.000 DM ein. Michael Kellner wurde genau wie die anderen zu Spielsperren und Bußgeldern verurteilt. Er zahlte die Verfahrenskosten jedoch nicht und blieb bis Oktober 1981 gesperrt. Ähnlich wie Michael Kellner wurde auch Uwe Witt überführt und verurteilt. Er zahlte jedoch ebenfalls nicht und blieb auf Lebenszeit gesperrt. Zweifelhaft und unrühmlich, wenn man einen so schwerwiegenden schwarzen Fleck in seiner Karriere vorzuweisen hat.
Jedenfalls spielte die Mannschaft von Hertha BSC am 34. Spieltag 1970/71 zu Hause gegen Arminia Bielefeld. Horst-Gregorio Canellas bot den schon erwähnten Hertha-Spielern Bernd Patzke und Tasso Wild 140.000 DM, wenn sie gegen Bielefeld verlieren. Für Canellas lief es jedoch nicht wie gewollt, denn ein Manager von den Bielefeldern hatte schon 220.000 DM für eine Hertha-Niederlage geboten. Das Spiel ging mit 0:1 verloren, was den Akteuren noch einmal 250.000 DM in die Taschen spülte. Die finanziellen Folgen dieses Skandals waren schwerwiegend, und so entschloss man sich, seine Heimat zu verkaufen, und so landete die „Plumpe“ in fremden Händen.
© Jan-Niklas Borgmann 2024-07-20