Früh morgens klopft es an der Tür. Wir müssen bald raus. Ich fühle mich noch absolut gar nicht bereit dazu und liege noch schwächelnd im Bett. Die Lebensmittelvergiftung von vor ein paar Tagen wirkt noch nach.
Langsam aber sicher stehen wir auf und gehen Richtung Hafen. Zwischendurch machen wir einen Abstecher in den Supermarkt. Am Check-in steht schon eine unglaubliche Meute an Menschen. Ich passe auf die Sachen auf und schicke meine charmante Begleitung in die Schlange.
Im Schatten beobachte ich das Geschehen um mich herum. Ein einziges Chaos war das alles. Die Schlange ging nur sehr schleppend voran und es wurden eher mehr als weniger Leute.
Endlich haben wir die Tickets, schließlich sind wir auf der Fähre. Erst vergeht eine Stunde und noch eine weitere. Die Fähre bewegt sich nicht von der Stelle. Langsam beschleicht uns die Angst, unseren nächsten Anschluss nicht mehr zu erreichen.
Erst platzierten wir uns auf dem Bug und haben unsere Matratze aufgeblasen. Dort nutzten wir die Möglichkeit eines kleinen Nickerchens und unseren Rücken von den schweren Tragelasten zu erholen. Später bugsierten wir uns innerhalb des Schiffes irgendwo im Gang. Weitere Möglichkeiten gab es eigentlich kaum.
Wir docken an. Es ist unglaublich. Wir sind da. Sehr verspätet, aber doch da. Eilend laufen wir Richtung Ausgang. Wie gerufen warten zwei Taxen. Der Preis, den wir für die Fahrt bezahlen, ist mehr als übertrieben, jedoch haben wir keine Wahl. Wir sind auf den Fahrer angewiesen.
Im Bus gibt es genug Plätze, um uns auch längs hinzulegen. Schlaf habe ich auf dieser Fahrt vergeblich gesucht. Hin und her wälzen war im Programm und ein schier unendliches Warten auf die Ankunft an der Zieldestination. Es ist halb fünf am Morgen. Wir sind da. Ich bin so fertig, ich will am liebsten nach Hause in mein kuscheliges Bett. Aber das geht nicht. Die Metrostation hat noch bis um sechs zu. Bis dahin sitzen wir hier fest und kommen nicht in unsere Unterkunft.
Der Zug fährt ein, zum Glück ist er klimatisiert. Wir fahren eine ganze Weile. Die Sonne geht auf und es wird hell. Es steigen Jugendliche ein, die ziemlich laut sind und unseren müden Gemütern auch nicht gerade ein gutes tun.
Wir sind bald an der Unterkunft. Nur noch einen Fußweg entfernt. Bald sind wir 24 Stunden auf den Beinen. Sie tragen mich kaum mehr. Den Rucksack hält mein Rücken schon lange nicht mehr auf den Schultern. Langsam schlurfe ich mich die Straßen entlang, bei jedem Schritt seufzend wie eine genervte Meckerziege.
Der Besitzer der Unterkunft steht schon mit den Schlüsseln bereit, ich kann es kaum erwarten. Wir gehen bis in den obersten Stock, ein Schloss öffnet sich, dann das nächste und endlich, wirklich endlich falle ich in ein weiches entspanntes, frisch bezogenes Bett.
© Elisabet Panteleeva 2023-08-22