Hoffentlich Allianz versichert!?

Karl-Heinz Achatz

by Karl-Heinz Achatz

Story

Ich hatte meiner Seelenverwandten, meiner ĂŒber alles geliebten Tochter, ein sehr eindringliches GesprĂ€ch ĂŒber das Fahrrad fahren.

Ich muss immer noch mit dem Fahrrad mit den blöden StĂŒtzen rumfahren. ICH will endlich ohne StĂŒtzen fahren, beschwerte Sie sich

Ok sagte ich, Du willst ohne StĂŒtzen die Gegend erkunden?

Wir dachten angestrengt nach. Nach einigen Überlegungen schmiedeten wir einen genialen Plan.

Pass auf ich gebe dir einen Tip.

Sie schaute mich fragend mit Ihrer rehbraunen Augen an!

Wenn du das willst machen wir jetzt und gleich die StĂŒtzen ein wenig locker.

Wenn ich ab Morgen wieder in der Arbeit bin und Mama nicht zusieht, dann drehst Du Deine StĂŒtzen ein kleines StĂŒck nach oben. Und wenn Du Dir sicher bist, dann machst Du das immer weiter.

SUPER Papa! Das machen will ich, das machen wir!

Als wir die StĂŒtzen gelockert und ein bisschen nach oben verstellt hatten, stand Sie mit in den auf die HĂŒften gestemmten Armen vor dem Fahrrad.

“Papa” fragte sie ziemlich nachdenklich. Was ist wenn ich nicht mehr Bremsen kann und etwas kaputt mache?

Keine Angst mein Engel: “Wir sind versichert, es kann nichts passieren”

Sie hob Ihren Kopf und schaute mich lĂ€chelnd an: Wie bei Herrn Kaiser. Der sagt doch immer „hoffentlich Allianz versichert“.

Ja wie beim Herr Kaiser bemerkte ich. Und lachte dabei.

Am nĂ€chsten Morgen rief mich unser Nachbar in der Arbeit an. Bep heißt er.

Er erzĂ€hlte mir, dass sie ihm von unserem Plan „gestand“ und lachte dabei. So nebenbei erzĂ€hlte er, dass er Ihr half die StĂŒtzen noch ein StĂŒck höher zu drehen.

Aber er hÀtte sie ermahnt: Sei vorsichtig und fahr mir nicht an das Garagentor. Hier geht es bergab und nicht das nicht mehr bremsen kannst.

Mach dir keine Sorgen Bep, wir sind doch versichert! hĂ€tte sie noch wie selbstverstĂ€ndlich von sich gegeben und fuhr mit den noch höher gestellten StĂŒtzen wieder rasant davon.

Als ich am Abend nach der Arbeit die Siedlung hoch fuhr, kam sie mir mit den hoch gestellten StĂŒtzen entgegen und winkte wie verrĂŒckt! Ich war in den Moment sehr stolz auf sie, winkte zurĂŒck und dachte doch erschrocken:

Mensch MĂ€del brems, du brichst dir noch das Genick!

Irgendwie merkte sie wohl, das ist zu schnell war und das es eng wird.

Sie machte GeistesgegenwÀrtig einen beherzten Schwenker in Richtung BepŽs Garage. Fetzte die Einfahrt runter und krachte mit Vollgas an das geschlossene Garagentor.

Mir blieb das Herz stehen. Ich sprang aus Auto und lief zur Garageneinfahrt vom Bep.

Sie lag regenlos in der Einfahrt vor dem total verbeulten Garagentor und dem demolierten Rad mit dem hochgestellten StĂŒtzen.

Nach endlosen Sekunden machte sie die Augen auf, streckte mir Ihre Arme entgegen und sagte: Mach Dir keine Sorgen Papa, mir geht’s gut.

Wir sind doch Allianz versichert!

Dabei legte sie fest ihre Arme um mich. Mir schoßen die TrĂ€nen in die Augen und trug Sie erleichtert nach Hause!

Mama hat es nicht mitgekriegt und wundert sich noch heute wieso die Kleine von heute auf morgen so gut Fahradfahren konnte.

© Karl-Heinz Achatz 2020-06-30