Hohepriesterin in Ägypten

Diamantenlicht

by Diamantenlicht

Story

Neugierig lasse ich meine Schritte zwischen den Marmorsäulen gleiten, eigentlich ist es mehr ein Schweben. Der Halle ist in Weiß getüncht. Vor mir öffnet sich, eine goldene, prunkvoll geschmückte Türe. Voller staunen erwartet mich eine Runde aus Engel, Erzengel und aufgestiegener Meister. Ihre bunten Farben sind besonders durchlässig. Für mich ist es ein ganz besonderes Treffen, eine große Ehre hier zu sein.

“Du bist ein Geschenk Gottes!” höre ich von einem Meister auf dem goldenen Thron. Jemand bringt eine Scheibtruhe, vollgefĂĽllt mit verschiedenster Schriftrollen, mein Leben wird mir bringen. Bei manchen ist das Papier schon vergilbt, manche beschädigt, andere sind wie neu.

Meine Augen sind auf dem Wasser gerichtet, ich bin auf einem Schiff, vorbeiziehende Palmen, ein bekanntes Gefühl – es ist der Nil. Bin in einer weiblichen Form, strahlende Stärke und Macht kommt aus mir, mein Haar ist schwarz. Wir sind unterwegs zu meinem goldenen Palast, gefüllt mit Reichtum, aller Kunst. Viele Diener sind um meine Wohlfahrtswohlfahrt, Geduld ist nicht meine Stärke. Immer muss alles sofort geschehen. Beim Hinein spüren nehme ich meine hohe Lebensgeschwindigkeit wahr.

Wie bin ich so kalt, herzlos und herrsch gewordensĂĽchtig?

Durch den Raum und Zeit Kontinuum reise ich in meiner Kindheit.

Kleine staubige Lehm Hütten, große Hitze, schon mit 4 Jahren, muss ich mit meiner kleinen Hand Getreide zu Mehl mahlen – ich drehte diesen schweren Malstein – immer wieder – sitze auf staubiger, blanker Erde. Ständiger Hunger nagte an mir, es gab nicht viel.

Die Hitze wurde schnell unerträglich da kam reiche Leute auf Pferden geritten, sie kauften uns Mehl ab – aber reichte es nicht zum Leben. Ich habe Existenz Angst, nicht nur materiell, sondern überhaupt Angst zu existieren.

Eines Tages spazierte ich am Nil entlang, inzwischen bin ich eine junge Frau. Offensichtlich hat sich meine Heilfähigkeit im ganzen Tal herumgesprochen. Herodes der Stadthalter bittet mich ein auf sein Schiff. Seine Wunde an der Schulter behandle ich mit einem Kräutersalbe und schicke ihm Heilenergien.

Seine Heilung war erfolgreich – er lud mich zu einem pompösen Fest ein. Die riesige Festtagstafel biegt sich schnell vor Köstlichkeiten aller Art, goldenem Geschirr und Kristallgläser. So viel Prunk, Reichtum und Fülle sehe ich zum ersten Mal – ich werde satt. Verführt von all dem Luxus, unterschreibe ich den Vertrag, Menschen zu heilen – ich bleibe.

Tag täglich kommen viele, bitten um Heilung. Einige wurden geheilt, viele nicht. Oft handle ich aus meinem Darky und nicht aus der höchsten Quelle. Wenn ein Heilungssuchender gestorben ist, wurde ich von Herodes gesprochen schuldig. Er ließ mich schlussendlich. Ich hätte aus reiner Liebe handeln und den Palast verlassen – ich blieb.

Ein Hauch von lila weht über das Ahnenland. Alte Gelübde darf gehen. Meine Großmutter schenkt mir ein rotes Herz – ein Teil von mir.

© Diamantenlicht 2021-04-16

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