Liebevoll und achtsam suchen die Menschen am Heiligen Abend die letzten Geschenke aus. Von Halbherzigkeit und Stress keine Spur. Ich freue mich darüber. Es ist mein erstes Weihnachten im Handel. Nette Begegnungen mit mir bekannten aber auch fremden Menschen lassen es warm um mein Herz werden. Ich spüre die Magie von Weihnachten. Hier erzähle ich euch über die Begegnung mit zwei ganz besonderen Menschen:
Fast schwebend betritt sie das Geschäft. Ihre Haut ist rein und so hell, dass sie mir fast durchsichtig und zart wie Pergamentpapier erscheint. Ihr Gesicht beinahe elfenhaft, mit einem kantigen Kinnknochen. Der Körper ist beginnend am Kopf mit einer dicken Pelzhaube und an den Füßen enden mit Stiefeln, durch und durch in Schwarz eingehüllt. Da sticht das auf festem Papier aufgedruckte braune Honigfass aus dem goldener Honig tropft, befestigt an einer großgliedrigen Silberkette, um ihren schlanken Hals regelrecht heraus. Fasziniert und interessiert betrachten meine Augen ihren Schmuck. Ich frage mich, was dieser wohl für sie zu bedeuten hat!
Mit ihrem Freund, der mit ihr gemeinsam das Geschäft betreten hat, stöbert sie so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören, durch den Laden.
Irgendwann entdecken die beiden dann, dass es in diesem Laden auch heißen Punsch zu kaufen gibt. Man kann während man ihn trinkt, hier verweilen oder ihn mitnehmen. Die beiden entscheiden sich zu bleiben und laden mich ein, mit ihnen anzustoßen. Dazu braucht man mich auch gar nicht lange zu überreden. Mit einer Herzlichkeit erzählt er mir auf Englisch, dass sie ursprünglich aus der Ukraine stammen, jetzt aber in Berlin wohnen. Weihnachten verbringen sie hier in Salzburg. Die Stadt gefällt ihnen so gut.
Nachdem der Punsch ausgetrunken ist, wünscht er mir “Merry Christmas” nimmt seine Freundin an die Hand und sagt zu ihr: “Let’s go Honey”. Abermals huscht ein Lächeln über mein Gesicht. Die Frage, die ich mir vorhin selbst gestellt hatte, hat sich nun also beantwortet.
Nach einem “See you soon”, nimmt er seine Freundin an die Hand und gemeinsam verlassen sie das Geschäft auf leisen Sohlen.
Und ich schließe die Ladentür und gleite mit einem tiefen inneren Frieden und Wärme im Herzen in die heilige Nacht, die vielmehr noch Tag ist, davon.
© Kristina Fenninger 2023-01-02