Honig und Zucker, Teil 1

Julia Wolf

by Julia Wolf

Story

Ich verliebte mich in die Sonne, die dein Haar wie Seide glänzen ließ. Die Sonne, die deine Haut wie Honig aussehen ließ, deine Augen wie einen Wald und deine Wangenknochen wie Flüsse aus Gold. Verliebe mich in den Zuckerguss auf deinen Lippen und in die Art und Weise, wie jedes deiner Worte getragen wurde von der Sommerbrise. Die Sonne blendete, also brauchte ich lange um es zu bemerken; ich habe mich in die Sonne verliebt. Ihren goldenen Strahl, ihre Tiefe und Wärme und Vertrautheit und Behaglichkeit. Ich verliebte mich in die Person, die du in der Sonne zu sein schienst.

Oh, mein Honig, Ich erinnere mich, warum ich dir diesen Namen gegeben habe. Honig, wegen deiner Augen und Haare und Lippen und Haut — sie scheinen alle in Honig gewälzt zu sein.

Oh, mein Süßer, Du hast mich verrückt gemacht. Ich verspreche, dass ich vorher nicht so (besessen) war. Du hast mich verrückt gemacht. Denn jetzt erinnern mich die Zahlen auf der Uhr an dich und ich zähle die Blütenblätter einer Blume, bete darum, dass sie mir eine Antwort gibt; denkst du an mich, oder nicht?

Und bis heute frage ich mich, was war nun deren Antwort? Ziemlich sicher, dass die Blumen dich belogen, wenn sie dich ums bleiben baten. Oder du erzähltest lügen, und die Blumen flehten dich an mich zu betrügen.

Es gibt Dinge, die du mir ins Ohr geflüstert hast die mich bis heute in Angst zurücklassen, weil ich nicht gewusst habe, dass du mich überreden könntest dir zu glauben, wenn du sagtest du und ich blieben für immer zusammen.

Der Geschmack unserer Geschichten klebt immer noch so schrecklich süß an meiner Zunge. Ich schwimme immer noch im zuckersüßen Sirup der Nostalgie. Meine Gedanken kleben noch immer an dir. Ich bin unfähig meine Sucht loszuwerden.

Dein Name war der süßeste Geschmack auf meiner Zunge bis auf einmal, innerhalb nur eines Kauen, dein Name bitter war. Und nun, wenn ich mich an die Zeit mit dir erinnere, ist es immer dasselbe — entweder Honig, reinster Zucker, oder dunkelster, bitterster, kalter Kaffee, den ich nicht abwarten kann endlich auszuspucken.

Denn ich hatte dich so satt, dass ich meinen Kaffee schwarz trinken musste, um wach zu bleiben. Und sogar der Kaffee erinnerte mich an dich. So dunkel und harsch und bitter. Tut nur, was er tun muss, schert sich nicht um einen extra Schritt, und ihm ist egal, ob du ihn magst oder nicht. Nicht eine Priese braunen Zucker, um seinen bitteren Geschmack zu überdecken. Einfach purer schwarzer Kaffee.

Ich bin es so leid, deine Mitternacht zu sein. Niemand sonst ist da und du für jegliche Gesellschaft bist du gezwungen mich zu wählen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das sagen würde aber ich bin zu müde für dich, so spät in der Nacht. Ich bin müde von unserer gemeinsamen Zeit, müde von unserer endlosen Geschichte voller Streit. Müde von unseren verschlungenen Pfaden, die sich aus irgendeinem Grund noch immer nicht voneinander fernhalten. Aber sie treffen sich immer erst um Mitternacht.

© Julia Wolf 2022-08-31

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