Unser erster offizieller gemeinsamer Ausflug stand bevor! Ich war zurück aus Dänemark und habe mit Nico ausgemacht, dass wir am Kalterer See Eisessen gehen. Also fuhr ich mit dem Auto in die Stadt, um Nico direkt vor seiner Haustür abzuholen. Schließlich konnte ich von einem verwöhnten Teenager nicht erwarten, dass er mit dem Bus fährt. Er war es gewohnt, mit dem Range Rover rumkutschiert zu werden. Mit wo etwas konnte ich nicht dienen, aber der weinrote Fiesta meiner Mutter tat was ein Auto tun sollte: er fuhr, spielte Musik und hatte eine funktionierende Klimaanlage. Also fuhren wir los, Richtung Kalterer See, dem Mekka der deutschen Touristen. Nico beschwerte sich über meine Musikwahl, doch ich ließ mich nicht beeinflussen. Stattdessen verbot ich ihm, im Auto zu vapen. Als wir am See ankamen, schlenderten wir gleich ins Café und bestellten einen Eisbecher. “Was werden die Leute von unserer Kombi denken? Ich schau schon älter aus als du!”, sagte ich. Nico grinste und dann wusste ich, dass wieder einer seiner unpassenden Kommentare kommen würde. “Du Pädophile du”, sagte er lautstark. Mit schockiertem Blick schlug ich ihm auf den Arm, bevor ich mit lauter Stimme sagte: “Du musst froh sein, eine so gute Nachhilfelehrerin zu haben!” Schließlich konnte ich es nicht riskieren, die Polizei aufgehetzt zu bekommen.
Nico war ununterbrochen am vapen. Es roch fürchterlich. Dann, als wir den Eisbecher aufgegessen hatten, wollte Nico einen Aperol Spritz.
Ich: “Nein, kein Spritz!”
Nico: “Sofia, ich rauche wie ein Zigeuner und dann darf ich keinen Spritz?”
In seinem Glauben gab ich nach und bestellte uns Hugo (Holundersaft mit Sekt und Mineralwasser). Ich flüsterte dem Kellner aber noch “alkoholfrei” zu. Denn schließlich wollte ich Nico nüchtern wieder zu Hause abliefern. Dann schlug ich vor, einen kleinen Spaziergang zu machen. Im heißen Sommer Norditaliens liebte ich es, barfuß zu gehen. Nico war davon weniger begeistert. “Oh mein Gott Sofia, zieh sofort deine Schlappen wieder an!”, entfuhr es ihm, als ich mich meiner Birkenstocks entledigte. Ich lachte nur und ignorierte ihn. Als uns andere Spaziergänger entgegenkamen, wechselte er die Straßenseite. Es war einfach zu amüsant zu beobachten, wie er sich für mich schämte. Er in seinem weißen Sweatshirt und den blauen Shorts mit weißen Hawaii Blumen. Ich in einem schwarz, orange, gelb gemusterten Rock und barfuß. Sehr kontrastreich. Wir kamen nicht weit, bis Nico sich anfing zu beschweren. Ich versuchte seine Laune zu bessern.
“Schau wie schön die Natur doch ist, Nico!”, flötete ich.
“Du Hippie du”, brummte Nico.
Wir setzten uns auf eine Bank und Nico begann mir von den vergangenen Monaten zu erzählen, und wie sehr er mich vermisst hat (Ironie). Er erzählte von mehreren Mädchen, deren Herz er scheinbar erobert und bald darauf achtlos gebrochen hatte. “Du bist echt ein Playboy”, sagte ich augenrollend. Nico grinste nur schelmisch: “Es ist geil ein Playboy zu sein, extrem befriedigend”
© Sofia Scherer 2025-06-25