Ich bin kein Hundemensch – Dann kam Poldi

JennyHill

by JennyHill

Story

Wenn Sie Teil 1 gelesen haben, wissen Sie, dass ich es mit Hunden eher nicht so habe.

Doch dann kam Poldi. Ein Boston Terrier.

Ihn brachte, wie so vieles in meinem Leben, ein Mann mit in dieses. Ich hatte schon vieles von Männern in mein Leben mitübernommen. Da war ein Musiker, der acht Gitarren, zwei Verstärker und jede Menge Dramen mitbrachte. Ein Physiker, dessen Zimmer voll war mit Lego Star Wars Figuren und schließlich ein Chemiker, der malte, handwerkte und Modellautos sammelte. Ich war es also gewohnt, mein Leben zu teilen.

Ich erzählte diesem neuen Mann auch gleich bei unserem Kennenlernen in einer Bar, ich sei kein Hundemensch. Praktischerweise erklärte ich ihm im auch gleich, ich sei auch kein Kindermensch, wolle nicht nur keine, könne auch nicht mit ihnen. Ich erfuhr daraufhin, er habe zwei Stück davon, also Kinder. Und zusätzlich eben einen Poldi. Man merkt, ich kann nicht nur nicht gut mit Kindern und Hunden, ich bin auch nicht besonders gut im Flirten. Dank einer glücklichen Fügung, vielleicht aber auch der Lautstärke in der Bar oder unserem Alkoholgenuss geschuldet, hinterließ diese Aussage keinen bleibenden Eindruck bei ihm.

So folgte bald die erste Begegnung. Sowohl mit dem Hund als auch mit den Kindern. Wir beschlossen, zu Übungszwecken mit dem Hund zu starten. Ich war, Sie werden es vermuten, hocherfreut und kaum nervös… und als wir die Tür öffneten, war das Erste, was dieser Hund tat, mir auf die Schuhe zu pinkeln.

Und ich verlor mein Herz. Ich weiß, es klingt wie ein Klischee, aber ich kann es nicht anders beschreiben.

Ich verliebte mich in seine braunen, froschartig hervorstehenden Glubschaugen (man muss sagen, Boston Terrier zählen wohl zu den süßesten, aber definitiv nicht zu den schönsten Hunden der Welt), in seine freundliche Art und in sein großes Herz.

Er nahm mich auf, wie ich noch nie von jemandem an- und aufgenommen worden war. Vom ersten Moment an belagerte er mich wie sein Eigentum und ich bin bis heute der Meinung, der denkt, ICH wäre SEIN Haustier und nicht umgekehrt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit legt er sich auf, unter, über, neben mich, fordert mich zum Spielen auf oder ist einfach an meiner Seite. Mein kleiner Bodyguard.

Wenn wir spazieren gehen, toleriert er mittlerweile meinen scheinbaren Fetisch, mit einem schwarzen Sackerl hinter ihm herzulaufen und seine Fäkalien einzusammeln. Wenn wir spielen, nimmt er es gelassen hin, dass ich wohl etwas doof bin und die Leckerlis immer an denselben Stellen verstecke.

Und so richtig glücklich ist er dann, wenn der Mann, die Kinder – die mich schließlich zu meinem Glück ebenso freundlich und vorbehaltlos aufgenommen hatten – und ich im großen Bett rumgammeln und er mittendrin in die schmalste Kluft gezwängt residieren kann. Dann ist er im Rudel verankert und hat, was er liebt, um sich. Und ich bin dankbar, dass ich dazu gehören darf.

Ich bin immer noch kein Hundemensch. Aber ich bin wohl ein Poldi-Mensch.

© JennyHill 2021-06-20

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