Ich bin kein Niemand!

Auf dem Weg zur Straßenbahn …

Das Meeting war das reinste Desaster gewesen, wieder einmal all die ganzen harten Überstunden umsonst. Dabei hatte sie alles akribisch vorbereitet, sich bis spät in die Nacht durch ihre Notizen und Rechercheergebnisse geackert. Diese Arbeit, ihr Herzensprojekt sollte der Durchbruch werden.

Doch alles, was die potenziellen Interessenten für ihr Projekt übriggehabt haben, war ein amüsiertes Lächeln gewesen. Die unausgesprochenen, abschätzigen Worte waren nahezu bildlich vor ihrem geistigen Auge vorbeigezogen: Was hat diese unscheinbare, graue Maus schon zu melden? Niemand hörte, was sie mitzuteilen hatte.

Die unzähligen Werbetafeln um sie herum mit den angeblich perfekten Gesichtern, der anziehenden und selbstbewussten Ausstrahlung und der ach so heilen Welt, die sie vermittelten, ließen brennende Eifersucht in ihr aufkeimen. Solchen Menschen hing die ganze Welt an den Lippen, sobald sie den Mund öffneten.

Die Massen kreischten ihre Namen zum Himmel und waren erpicht darauf ihre Meinungen und Sichtweisen zu den diversesten Themen zu erfahren. Diese zu teilen und aufgrund dessen entsprechend zu handeln. Doch nicht bei ihr, denn sie war bloß eine Unbekannte.

In der Straßenbahn …

Sie war zwei Stationen gefahren, als ihr plötzlich jemand auf die Schulter tippte. »Entschuldigen Sie, ich wollte ihnen nur sagen, dass… Sie haben mich nicht bemerkt, oder?« Nein, sie hatte keinen Schimmer, wer der Typ war oder wovon er sprach. »Ich hätte eigentlich nur kurz dort sein wollen, aber während Ihrer Präsentation konnte ich nicht anders, als zu bleiben. Na ja wie auch immer. Jedenfalls sind Sie ein wahres Vorbild für mich, eine Inspiration.«

Plötzlich setzte sich ein Rädchen in ihrem Gehirn in Bewegung. War es, denn so wichtig die ganze Welt zu erreichen? Es zählte doch viel mehr den Einzelnen zu berühren. Jene Personen anzusprechen, die sich damit identifizierten, die wahres Interesse daran hegten. Ein Beispiel und Inspiration für jene Menschen zu sein, die es von sich aus brauchten. Unabhängig davon welches Wort oder Tat letzten Endes dazu führte.