by Miss-Story
Markus
Ich lege das Geld für das Essen auf den Tisch und sage zu Sue: „Ich habe meiner Schwester versprochen bald zu Hause zu sein, ich erkläre es dir heute Abend noch, versprochen.“ Sue lächelt mich an und ich lächle ebenfalls, drehe mich um und gehe. Ich gehe nicht einfach so, ich fühle mich glücklich. Zum ersten Mal seit meine Eltern verstorben sind, zum ersten Mal seit über einem Jahr bin ich glücklich. Sue macht mich glücklich. Mit dieser Tatsache im Hinterkopf fahre ich zur Schule für die letzten zwei Lektionen des Tages, lächelnd und das macht mich nur noch glücklicher.
Ich sage ein kurzes „hallo“, in die Wohnung und gehe dann nach oben in mein Zimmer. Ich setze mich an mein Pult und mache mich an die Berge von Aufgaben, die wir auf nächste Woche auf bekommen haben, doch nicht einmal die Tatsache, dass ich das ganze Wochenende bloß Aufgaben lösen kann, dämpft meine Stimmung. plötzlich brüllt meine Schwester hoch, ich solle ihr gefälligst beim Essen machen helfen. Ich raffe mich von meinem Bürostuhl auf und laufe die hölzerne Wendeltreppe hinunter in unsere offene und gemütliche Küche mit grossen Fenstern und Blick auf den See. Im Gegensatz zu dieser Küche, ist mein Zimmer eine Gruft.
Ich sehe, dass Meggi gerade Gebratenenreis macht. Sie dreht sich um und bedeutet mir das Gemüse zu schneiden. Ich mache mich so gleich an die Arbeit und schneide Karotten, Gurken und Zwiebelringe. Während wir beide fleißig arbeiten fragt Meggi plötzlich wie aus dem Nichts: „Geht es um ein Mädchen“? Ich erschrecke so sehr, dass ich mich an meiner eigenen Spucke verschlucke und erst mal heftig husten muss. Ich habe mich beruhigt, doch das einzige was ich sage ist: „Was“? „Ich kenne diesen Blick, ich war auch mal verliebt, du kannst mir alles sagen“, sagt Meggi. Ich bleibe still, doch nicht weil ich ihr nichts sagen will, sondern weil ich gar noch nicht darüber nachgedacht habe, was ich für Sue empfinde. Ist es wirklich Liebe? Liebe ist ein grossen Wort aber es könnte sein, das… „Ja, ja ich schätze, ich bin verliebt“, sage ich schließlich zögernd und schaue meine Schwester an, peinlich berührt, was ich da gerade von mir gegeben habe. Doch sie zwinkert mir bloß zu und deckt den Tisch. Ich setze mich während sie das Reis vom Herd holt und mir das Essen schöpft. Es riecht herrlich, wie immer wenn Meggi kocht. „Kenne ich sie? Kennst du sie? Wie lange schwärmst du schon für sie?“, Frage über Frage, die ich mir zum Teil selbst noch nicht einmal beantworten kann, versucht Meggi mich aus zu quetschen. „Nah ja, du kennst doch Sue … wenn ich so richtig darüber nachdenke mag ich sie schon seit dem Kindergarten“, antworte ich noch während sich die Antwort in meinem Kopf bildet. Da kommt mir in den Sinn, das ich Sue versprochen habe, dass ich ihr noch schreiben werde, also sage ich Meggi Bescheid und gehe hoch in mein Zimmer. Kaum habe ich mein Handy in den Fingern, fange ich schon an zu tippen. Und an der Tatsache, wie schnell ich hoch gesprintet bin, weiss ich, ich bin verliebt.
© Miss-Story 2022-12-18