by Herr Odri
Wenn ich so mit den Öffis durch Bec, Viyana, Vienna fahre und dass mache ich sehr oft, denke ich mir, ich bin nicht in Wien!
Wenn ich in meiner Arbeit bin, denke ich mir, ich bin nicht in Wien.
Selber nicht in Wien geboren, seit 52 Jahren in diesem schönen Land, in dieser – früher war sie schöner, weil der Gürtel noch in guten Händen war, – Hauptstadt und als stolzer Besitzer der österreichischen Staatsbürgerschaft, die meine Mutter damals um 10.000.- Schilling (war sehr viel Geld) mir erkauft hat, habe ich mich sehr gut integriert – man kann sehr wohl sagen, ich habe mich assimiliert. Keine große Kunst. Kulturell ist da wenig bis kein Unterschied. Rapsöl lässt sich mit Sonnenblumenöl sehr leicht vermischen. Aber Öl und Wasser wird zu einem Problem. Genau so, wie versucht wird mit aller Kraft Kulturen zu vermischen um die Geburtenraten zu steigern.
Und ich bereue es nicht, in dieser Stadt zu leben, in dieser meiner Heimatstadt. Wenn man mich inmitten des Brunnenmarkts sieht und anspricht, wenn man mich auf dem Rathausplatz mit dem Fotoapparat erwischt und anspricht. Wer glaubt es schon, dass ich ein geborener Jugo bin? Ein sehr gut integrierter Jugo, dem es zum Erbrechen schlecht wird, wenn er in den Öffis, in den Wiener Kliniken immer weniger versteht, was dort gesprochen wird, da die Landessprache immer weniger benutzt wird. Vor allem von den “Wiener und Wienerinnen” der II. und III. Generation.
Ja klar darf man reden wie man will und soll es auch. Doch ein wenig Respekt vor seinen Mitmenschen und der Stadt, die fürs Durchfüttern zuständig ist, wäre angebracht. In meinem Job als DGKP fühle ich mich mittlerweile als sprachliche Minderheit, wenn ich in meinem Ottakringer Wienerisch einer südländischen Bodenpflegerin erklären muss, dass am Herrenklo eine frische Pizza liegt und diese entsorgt gehört.
Aber das sind nicht wirklich Probleme.
Meiner Meinung nach beginnen die wirklichen Probleme, wie, welche Grenze endet wo, gegen wen richte ich mein Gewehr als denkender Homo sapiens mit einer Doppelstaatsbürgerschaft, dein Land, mein Land, über der Kármán Linie in einer Höhe von 100 km.
Und dass mir zum Erbrechen ist und ich aggressiv werde, wenn ich Öffis fahre und arbeiten gehe, ist mein Problem, welches ich mit meinem Psychotherapeuten besprechen sollte.5 Jahre muss ich noch mit den Öffis fahren, um in die Arbeit zu kommen…
© Herr Odri 2025-02-26