Ich habe meinen Frieden gefunden.

Ich habe meinen Frieden gefunden.Mit diesem Satz verbinden viele das Lebensende. Die Erfahrung hat dich an jenen Punkt gebracht, an dem du das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden kannst. Die Weisheit lässt dich über viele Sichtweisen anderer Menschen und deren Unmut über Situationen milde lächeln. Das Wissen über den unausweichlichen Tod schenkt dir die unerschütterliche Gelassenheit, ja sogar die grenzenlose Freiheit, in der Welt zu schweben. Nichts hält dich mehr am Boden fest. Die materielle Verankerung schwindet. Zuerst in kleinen Schritten. Reduktion des Hab und Gut. Keine neue Kleidung wird mehr gekauft. Es reichen doch nur zwei Garnituren Bettwäsche. Dann möchtest du auch den großen Ballast nicht mehr tragen. Das Haus wird zu groß. Der Verfall des Körpers drängt den Geist zur Aktivität oder umgekehrt, der Geist reist in längst vergangene Zeiten.Das Leben ist endlich und es geht zu Ende. Die Fehler betrachtest du nicht mehr als Fehler, sondern als Richtungsweiser. Jede Entscheidung, jeder Schicksalsschlag, jede Begegnung hat das Puzzle zusammengesetzt, welches nun das Bild deines Lebens darstellt. Es gibt in diesem Bild kein Gut und Schlecht mehr, keine Wertung. Es ist so wie es ist und schenkt dir nur noch Erinnerungen und Emotionen.

Ich habe meinen Frieden gefunden.Mit diesem Satz verbinde ich meine derzeitige Situation in der Mitte meines Lebens. Ich betrachte dieses halbe Bild, wertfrei und voller wertvoller Erfahrungen. Das Leben meinte es gut mit mir. Ich habe immer alles bekommen, was ich gerade brauchte. Nein, nicht das, was ich wollte, denn das brauchte ich meistens nicht. Ich habe mich von etwas großem Materiellen getrennt. Ich habe es nicht verkauft, weil mir dies keinen Frieden gegeben hätte. Ich habe es verschenkt.Ziele setze ich mir keine mehr, sondern Schwerpunkte. Ich möchte nicht mehr einen Roman schreiben, sondern ich möchte schreiben. Ich möchte nicht mehr einen Garten anlegen, sondern ich möchte gärtnern. Ich möchte nicht mehr Karriere machen, sondern meine Gabe in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Das große Ganze ist mir klarer geworden. Geändert werden nur mehr jene Dinge, die ich ändern kann und die anderen werden akzeptiert. Manche Menschen, denen ich begegne, begleiten mich eine Zeit und dann gehen die meisten wieder. Ich bin weder eine gute noch eine schlechte Mutter. Ich bin die Mutter eines Kindes. Das Leben geht weiter und es wird so gehen wie es geht.Ich habe meinen Frieden gefunden.