by Kuchenuwe
Ich habe die Geschichte erzählt im Buch von 1975 mit der Kriegsdienst-Verweigerung, wo ich keinen Erfolg mit hatte vor Gericht. Den Eid auf Vaterland und Treue habe ich nicht abgelegt, somit wurde ich nach sechs Monaten auch nicht befördert zum Gefreiten. Die konnten jetzt mit mir beim Bund nicht viel anfangen, da ich keine Sicherheit hatte. Man kann dann nur in der Küche und in der Wäscherei eingesetzt werden oder Wache schieben am Tor, wo die Einheit stationiert ist. Ich hatte versucht, den Jungs beim Bund das klarzumachen, wenn wir alle den Eid verweigern, dann haben die hier ein Problem. Was wollen die mit tausend Soldaten machen, wenn wir alle zusammen den Eid verweigern, alle in die Küche oder in die Wäscherei stecken oder etwa Wache schieben, das wäre nicht gegangen. Das nannte sich kurzum Wehrkraftzersetzung und war über aus strafbar, vielleicht nicht mehr die Todesstrafe so wie 1938, aber Knast bestimmt. Da meine Zimmergenossen die paar Kröten dringend benötigten, die es nach der Vereidigung zusätzlich gab, legten sie alle den Eid ab. Ich war der Einzige von tausend Soldaten am Tag der Vereidigung, der nicht hinter der Kapelle hermarschierte und auch das Vereidigungsformular nicht unterschrieben hat. Nach sechs Wochen Grundausbildung kam ich in eine andere Kaserne, in einer Einheit, die nur das Eingangstor bewachen sollte und zusätzlich den Zaun der Kaserne drumherum. Das waren alles Jungs, die entweder vorbestraft waren (Zuhälter und Mörder) oder auch den Eid verweigert hatten, so wie ich. Am ersten Tag, als ich auf die Stube kam, wo die Jungs von der Torwache untergebracht waren, lernte ich gleich Heinz kennen, der kam von der Nachtschicht. Wir freundeten uns gleich mal an und rauchten einen fetten Joint. Nach einer Woche kannte ich die ganze Gang, sie waren alle begeistert von meinem Dope. Es waren ein paar harte Jungs dabei, einer hatte mit seinem Kampfmesser eines Morgens, als ein Unteroffizier in die Stube kam, um alle zu wecken, das Kampfmesser nach dem geschmissen, sodass die Klinge, neben ihm im Türrahmen stecken blieb. Daraufhin wurden alle Kampfmesser sofort eingezogen, für immer. Dann hatten wir einen Kerl in der Bude, der sich nie geduscht hat, aus seinem Spinnt stank es, als würde dort ein Kaninchen verwesen. Eines Nachmittags hatten dann ein paar Jungs genug von dem Gestank in der Bude und haben den Kerl aus dem Fenster im ersten Stock geworfen, mitsamt dem Spinnt. Sehr beliebt war auch, wenn man schon schlief, wurde man nachts mit einem Topf voll kaltem Wasser geweckt, den man ins Gesicht geschüttet bekam. Ich sagte gleich zu den Jungs, wenn ihr das mit mir macht, müsst ihr euch nicht wundern, wenn ich euch nachts mit Benzin übergieße und anstecke. Das hat auch gewirkt, das glaubten mir alle, da ich der Einzige war, der ein Auto fuhr. Somit hatte ich meine Ruhe und alle Jungs auf meiner Seite, weil ich sie auch immer mitnehmen konnte, wenn wir gemeinsam abends in die Dorfkneipe oder nach Bremen in die Disco fuhren.
© Kuchenuwe 2022-02-26