Im Dunkeln ist gut munkeln …

Giggu

by Giggu

Story
Wien

Das Sprichwort: “Im Dunkeln ist gut munkeln” wird in verschiedene Richtungen gedeutet. Ich entscheide mich im Weiteren für die prickelnde Auslegung.

Anlass für meine Erinnerung ist der vierzehnte Geburtstag meiner Enkelin. Der Unterschied zwischen den heutigen, coolen Teenagern und meinem “Coming of Age” ist eklatant. Mit vierzehn war ich zwar im täglichen Leben nicht schüchtern, aber fast schon rührend naiv, kaum aufgeklärt und noch ungeküsst. Was es sonst noch in dieser Hinsicht geben könnte, haben wir nur erahnt bzw. von Gesprächen Älterer aufgesogen und dazu lässig genickt. Manches hatten wir falsch ausgelegt. Ich fand dieses Mann-Frau-Dings(bums) eigentlich ekelig. (Also meine Eltern hatten “das” sicher nicht gemacht!)

Knapp nach meinem vierzehnten Geburtstag beschlossen meine Freundin Eva und ich ins Kino zu gehen und uns – endlich – einen Film jugendfrei ab 14 Jahren anzusehen. Ich weiß noch heute, wie der Filmtitel lautete: “Der Teufel kommt um 4” (Spencer Tracy, Frank Sinatra), laut Vorschau sehr dramatisch mit einem verheerenden Vulkanausbruch. Nur, ich hatte, während die Vorstellung lief, vom Film absolut nichts mitgekriegt! Nein, nein, ich hielt mir nicht aus Angst die Augen zu, ich hatte eine “Erweckung” – aber eine der nicht-religiösen Art.

Eva und ich fanden im Kinosaal unsere Plätze. Die Vorstellung war gut besucht. Einige Sessel in der Reihe hinter uns waren noch leer. Es wurde dunkel und ruhig im Saal. Popcorn oder Getränke gab es damals während der Vorstellung nicht. Man hielt die zwei Stunden ohne Snacks locker aus. Während die “Fox tönende Wochenschau” in schwarz-weiß die neuesten Nachrichten zeigte, zwängten sich ein paar Zuspätkommende durch die Sitzreihen zu den leeren Plätzen. Genau hinter Eva und mir nahmen junge, gutgelaunte Männer Platz. Als nun der Hauptfilm flimmerte und die Polynesischen Inseln zeigte, geschah Überraschendes.

Eine Hand berührte meine Haare im Nacken, kraulte in langsam kreisenden Bewegungen bis zu meinem Ohr. Ich saß stocksteif da und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Inzwischen fuhr sein Finger sehr zart die Linien meiner Ohrmuschel nach. Ich überlegte zu protestieren, ohne dabei alle zu stören. Ein leichter, wohlriechender Atemhauch, zog an meiner Wange vorbei. Meine Empörung knickte ein, mein Herz schlug schneller, ich empfand die Berührungen plötzlich angenehm. Auf der Leinwand war ein Flugzeug zu sehen, die Musik schwoll dramatisch an, aber ich konnte mich nicht auf die Handlung konzentrieren, weil die geschickten Finger nun meinen Nacken angenehm massierten, mit meinen Haarsträhnen spielten. Überrascht stellte ich fest, dass einige meiner Körperstellen stark darauf reagierten und es fiel mir wahnsinnig schwer, ruhig sitzen zu bleiben. Irgendwann lief der Abspann des Filmes und die jungen Herren verließen noch im Dunkeln ihre Plätze. Leider konnte ich nicht mehr sehen, welcher “er” es war.

Seit damals hatte die Mär über den Klapperstorch bei mir ausgedient.

© Giggu 2023-10-07

Genres
Novels & Stories
Moods
Herausfordernd, Emotional, Komisch
Hashtags