Mit pochenden Kopfschmerzen wache ich auf, drehe mich auf dem Sofa um und drücke mir ein Kissen über das Gesicht. Das Licht ist viel zu grell. Waren wohl doch etwas viele Kamikaze gestern im Pub. Vor mir sehe ich noch den wunderschönen, wuscheligen Po von Uno aus den Chaps ragen. Und wie weich er sich anfühlte zwischen meinen Fingern, einfach wunderbar! Schön, dass er nichts dagegen hatte und mich gewähren liess. Aber ich bin ja auch ich und kein Elch. Special position, exclusive. Und da war ja noch das Outing von Elch und sein pummeliger Freund Knut.
Aus der Küche höre ich Teller- und Geschirrgeklapper. Kaffeeduft steigt mir in die Nase, ich stehe auf, schlurfe in Elchs viel zu grossen Hausschuhen an den Küchentisch und setze mich. Als Elch sieht, dass ich meinen Kopf in die Hände stütze, sagt er: «Du brauchst `ne Aspirin. Sonst kann ich heute nicht mit dir zum Strand!»
Ich meine, mich verhört zu haben und starre ihn an. Strand? Heute? Nö, sicher nicht.
«Du kennst doch Stockholms Schärengarten. Das Solviksbad ist nicht weit weg, da könnten wir uns ein wenig von der Sonne braten lassen, was meinste?» Er schenkt mir Kaffee ein und ich verbrenne mir die Zunge, als ich einen kleinen Schluck nehme. «Scheisse nochmals!», fluche ich. «Elch, echt, aber mir ist heute nicht nach Strand, I`m sorry.»
«Papperlapapp, hab schon den Korb gefüllt. Wenn du angezogen bist, dann können wir los.»
Gegen Elch kommt man nicht an. Im Bad ziehe ich mir also meinen Bikini unter die kurze Hose und das Shirt, dann öffne ich das Spiegelschränkchen. Aspirin, hier. Ich kippe das Röhrchen und stopfe mir drei Tabletten in den Mund.
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Im Solviksbad tummeln sich heute bei dem schönen Wetter weniger Leute als gedacht. Auf dem feinen Sand breiten wir unsere Badetücher aus. Elch liegt auf die Ellenbogen gestützt auf dem Rücken und blickt sich um. Er hat eine Sonnenbrille an, dazu trägt er rote Badehosen mit weissen Kappa-Symbolen auf der Seite. Seine Bauch- und Brusthaare sind einen Ton heller als der Rest vom Körper. Noch schick, finde ich. Stehen wohl Elchfrauen auf so was? Dann fällt mir wieder ein, dass Elch Frauen ja am Arsch vorbeigehen.
Etwas weiter vorne, nahe am Wasser, liegen zwei Elchdamen nebeneinander. Sie schauen sich zusammen ein Heft an und kichern immer wieder dabei. Plötzlich stösst die eine der anderen in die Seite und nickt leicht in unsere Richtung. Jetzt starrt auch die zweite zu uns und flüstert der anderen etwas ins Ohr, worauf diese loslachen muss und sich den Mund zuhält. Ich sitze mit angezogenen Beinen da und sage leise, ohne den Kopf zu wenden: «Hey, da gucken dich zwei an.»
«Schon bemerkt», meint Elch und zündet sich eine Kippe an.
«Und? Findest du die nicht attraktiv?»
Elch dreht den Kopf zu mir und sagt: «Klaro. Und wie.»
© Karin Baschong 2024-05-21