Ich fühlte, wie eine brennende Wut in mir aufstieg. Trotzig sah ich aus dem Fenster und zwang mich keiner der Personen im Raum anzusehen. Draußen bogen sich die blätterlosen Bäume im Wind und das Gras glänzte wegen des Raureifes. Ich spürte die Blicke sämtlicher versammelter Menschen in meinem Rücken, doch am stärksten spürte ich seinen durchdringenden Blick in meinem Nacken, der die feinen Härchen auf meinem Oberarm dazu brachte, sich aufzustellen.
Ich wusste das es kleinlich war beleidigt zu sein, aber ich war es trotzdem. Ich fühlte mich verraten, hintergangen und einfach nur enttäuscht. Eine Träne der Wut bildete sich in meinem Augenwinkel.
Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, seine Hand. Ich war drauf und dran die Hand abzuschütteln, doch die Finger blieben sanft und bestimmt auf meiner Schulter liegen. „Hör mal, sie hat geweint und hat mich dann umarmt, weil es ihr schlecht ging, wollte ich nicht… Normalerweise hätte ich nie … ich habe sie nicht so … hör zu du bist die Einzige, die Einzige für mich!“, hörte ich seine Stimme an meinem Ohr. Sein Geständnis hatte mich gerührt, deshalb drehte ich meinen Kopf zur Seite, um sein Gesicht zu sehen. Das Einzige, was ich in seinem Gesicht sah, war Sorge, Reue und tiefe Zuneigung. Da konnte ich nicht anders und schlang meine Arme um seinen Hals. Sofort erwiderte er die Umarmung und zog mich enger an ihn. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und lauschte dem Schlag seines Herzens.
In seinen Armen fühlte ich mich sicher. Er war wie ein sicherer Hafen, zu dem ich mich bei Sturm verstecken konnte. Ein Hafen, der immer für mich offen war, auch wenn die Sonne schien. Und ich wusste das er keiner Anderen, die solche Sicherheit geben würde, wie mir.
Eine kleine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und rollte meine Wange hinunter. Schnell wischte er sich mit seinem Daumen weg. „Hey, alles gut … Ich liebe dich“, flüsterte er mir ins Ohr und ich musste lächeln. „Ich liebe dich auch“, murmelte ich an seiner Brust.
❤️🩹
© Judith Steinbach 2025-01-15