by Foxglove
Von 10 bis 14, also von 1947 bis 1951 ging ich in die Körnerschule in Linz. Da die Eisenhandschule ausgebombt war, hat sie in unserer Schule Zuflucht gefunden und damit alles gerecht zuging, hatten wir eine Woche vormittags und eine Woche nachmittags Unterricht. Damals hat uns der Marshallplan jeden Tag unsere Milchkanne mit einem Milchpapp angefĂŒllt, der aber gar nicht so schlecht schmeckte. Einmal sprang ich aus dem noch nicht ganz zum Stillstand gekommenen M-Wagen. Es haute mich hin und der ganze Milchpapp ergoss sich ĂŒber den Gehsteig!
Meine liebste Freundin war die Susi. Leider wohnte sie in Urfahr ĂŒber der Donau. Ich besuchte sie oft und wir verbrachten Stunden auf unserem Kletterbaum. Oft war es schon dunkel bis ich heimkam und meine Mutti hatte sich schon Sorgen gemacht. Welchen Unterschied zu heute, wo die MĂŒtter dauernd mit dem Handy den Kindern nachspionieren, wo sie sind und wissen wollen, wann sie heimkommen.
Einmal fĂŒhrten wir in der Siedlung von Susi ein TheaterstĂŒck auf und zwar âDornröschenâ. Ich war die böse Fee, sie der Prinz und meine kleine Schwester das Dornröschen. Wir machten uns die ganze Ausstattung selber aus Krepppapier und verlangten 1 S als Eintritt.
Auch in der Schule spielten wir Theater, das wir uns selber einstudierten. Ich liebte die germanischen Heldensagen und gab die Anregung dazu. Ich spielte die Göttin Freya, die in ihrem Zorn sich eine Kette vom Hals riss, als sie erfuhr, dass sie der listige Loki ehelichen wollte. Die Rumrich spielte den Donnergott Thor, der einen roten Papierbart mit Uhu angepickt bekam. Die Arme schrie vor Schmerzen, aber das ganze StĂŒck war ein groĂer Erfolg. Alle anderen Klassen schauten zu und beklatschten uns.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen von Römern und Karthagern spaltete die Klasse in 2 Lager. Mit der Musiklehrerin Schmutz hatte ich eine persönliche Fehde. Einmal lieĂ sie 6 von der Klasse mich eingeschlossen vor der ganzen Klasse einen Takt klatschen. Wer es konnte, durfte sich setzen. Ich war die letzte, die immer noch falsch klatschte, was mich total wĂŒtend auf die Schmutz machte. Wie konnte sie mich nur so blamieren!
Jedes Jahr machten wir einen Ausflug. Bei einem fanden sich 7 MĂ€dchen, die sich besonders gut vertrugen, und wir waren in Hochstimmung. Wir wollten unserer Gruppe einen Namen geben und ich schlug vor die AbkĂŒrzung von âSieben Sportlerâ also SS wĂ€re die passende Bezeichnung fĂŒr uns. Gott sei Dank riet dann eine der Gruppe ab, ĂŒberzeugt, dass dies doch nicht der richtige Name fĂŒr uns wĂ€re.
Am allerschönsten war jedoch mein erster Skikurs. Wir fuhren im April nach Obertauern in eine HĂŒtte. In ganz Obertauern gab es damals vielleicht 3 HĂŒtten. Wir hatten es urgemĂŒtlich und stiegen bei starker Sonne mit Fellen an den Skiern auf, um dann wieder irgendwie herunter zu fahren mit vielen StĂŒrzen in den firnigen Schnee. Wir hatten eine Riesengaudi. Am Ende der Woche löste sich die verbrannte Haut von unseren Gesichtern, aber das störte uns alles nicht.
© Foxglove 2021-05-24