by Lenie
»Hauptmann, seht euch das an. Eine weitere Sträunerin. Sie trägt das bleiche Haar und sie hat die Augen einer Hexe.« Eine Hexe? Ja die Menschen konnten alles Unbekannte nur mit dem Bösen in Verbindung bringen. Das ich ein Engel sein könnte glaubten sie nicht, dabei war ich dem doch viel näher, oder etwas nicht? Auch war es komisch, dass das bunte Federvolk meine weiß-silbernen Augen nicht angesprochen hatten. Schwarze Stiefel stoßen dem braunen Paar auf dem Weg entgegen. »Ah, sehr gute Arbeit. Für sie bekommen wir einen guten Preis in Jileen.« Der Hauptmann, welcher eine Frau mittleren Alters war, lachte und zog mich auf die Beine. Ehe ich meine Gabe benutzen könnte trug ich Drachenstein-Fessel. Die Menschen glaubten an ihre magische Wirkung, um Hexen in Zaum zu halten und wie ich herausfand, wirkten sie leider perfekt gegen Magie. Vielleicht lag es aber auch an dem Verbannungsmal, welches man zwar nicht sah aber höllisch brannte. Ich konnte nicht anders als mich von ihr in die hölzerne Kutsche bringen zu lassen. Sie war grob, wirkte aber nicht böse. Dennoch stopfte sie mir einen Lappen in den Mund. Die Kutsche war bereits voll mit den verschiedensten Menschen jedes Alters. Die Kutsche würde uns nach Jileen, der größten Stadt der Sterblichen bringen. Es war ein Handelspunkt und verband alle drei Länder mit drei riesigen Steinbrücken, welche wohl jeden Krieg überdauern könnten. Die Nacht verging wie im Flug, die Sonne war hier anders. Wie viel Zeit wohl im hellen Nebelreich verstrichen war? Mit einem Ruck hielten wir an. Ich hörte Getuschel, sie sprachen mit einem Wachmann der Grenze. Es handelte sich um eine hohe Sprache, nur wenige Menschen sprachen diese. Aeros war begeistert von der Sprachenvielfalt der Sterblichen. Ein paar Wörter verstand ich, genug um zu erfahren, dass sie einen Hinterhalt planten. Es würde keinen normalen Sklavenhandel geben. Sie wollten unsere Fertigkeiten testen. Der Krieg war schon im Gange wie ich erfuhr. Wer sich in den morgigen Aufgaben beweisen würde könnte zur obersten Geheimgarde eines der Königshäuser zugeteilt werden. Der Morgen kam und schon befand ich mich mit vier Dutzend Sklaven in der Wohl schönsten Stadt. Nur das wir am Fuße einer gewaltigen Felsspalte in einem riesigen sandigen Kreis befanden. Die Felsen reichten bis zur Sonne und wiesen Löcher auf. Es waren prachtvolle Bauten in den Fels gehauen. Ganz oben befanden sich drei Logen, für jedes Königshaus eins. Jedoch waren es nicht die Herrscher, sondern ihre Nachkommen, welche dort thronten und uns in unserem Elend zu schauten. Eine schillernde Glocke läutet und ein Käfig wird geöffnet. Ein schwarzer Teppich aus Giftspinnen ergoss sich über den Sand. Die ersten Menschen bekamen Panik, Spinnen ekelten sie an und diese waren bissig. Aus irgendeinem Grund meiden sie mich jedoch. Nun lagen auch schon mehrere Menschen tot oder zuckend am Boden. Umstehende Menschen blicken weg oder rufen bereits nach der nächsten Aufgabe. Diese bestand darin nicht von einem wilden Stier zertrampelt zu werden. Mit diesem Tier konnte ich leicht kommunizieren, es merkte meine Aura sofort. Zur letzten Prüfung befinden sich nur noch 9 Menschen im Kreis. Diese Aufgabe stellte eine wahrhaftig große, wackelnde Vase dar. Aus welcher sich Just hunderte blau gekreuzte Schlangen schlängelten. Nie hatten diese in die Vase passen können. Sie konnten ihre Größe blitzschnell verändern und stürzten auf uns zu.
© Lenie 2024-09-02