In Quedlinburg regnet es nur auf Parkplätzen

Franzi Langer

by Franzi Langer

Story

Wir schreiben Sommer 2019 und sind auf dem Weg in unseren Urlaub im Harz. Frei nach dem Motto der frühe Vogel fängt den Wurm, fallen wir schon mitten in der Nacht aus dem Bett. Geplante Abfahrt war um 4.30 Uhr. Wie es immer so ist, brauchen wir gewöhnlich etwas länger um unsere Popos zu pudern und unsere Gesichter zu restaurieren, so wird es also 5 Uhr, bis die Rosalinde (damals unser Auto) sich gemeinsam mit uns aus der Parkplatzlücke begibt. Wir haben ungefähr vier Stunden Fahrt vor uns. Schon sehr früh geht die Sonne auf und wir freuen uns über das geniale Wetter als Start in den Urlaub. Ich mag keinen Regen. Wenn ich mich nass berieseln lassen möchte, dann gehe ich duschen und nicht nach draußen auf die Straße. Die ganzen vier Stunden Fahrt begleitete uns die Sonne, keine einzige Wolke am Himmel. Wir sind happy, die Lautsprecher drohen bald die ganze Autobahn zu sprengen. Wir singen überglücklich laut die Songs unser Helene Fischer CD mit. Freie Fahrt so weit das Auge reicht. Besser könnte es gerade nicht laufen. Selten, dass bei uns einmal etwas so reibungslos klappt. Wir werden viel früher am Urlaubsort ankommen als geplant. Einchecken können wir erst am Nachmittag, so beschließen wir kurzerhand, erst noch durch das schöne Quedlinburg zu schlendern, welches ganz in der Nähe unseres Urlaubsortes lag. Gesagt, Getan. Auf dem Parkplatz angekommen, ebenso alles frei. Wir können uns nicht erinnern, jemals einen so leeren Parkplatz gesehen zu haben. Das konnten wir so gar nicht glauben und drehen unzählige Runden um uns dann schließlich doch für den Parkplatz zu entscheiden, auf dem wir zuerst standen. Wir tun öfter mal peinliche Dinge und werden von Menschen mit unbezahlbaren Blicken dabei beobachtet. Meine Frau Yvonne fuhr an diesem Tag unsere Rosalinde. Ich genieße es sehr Beifahrer zu sein. Voll freudiger Erwartung, uns nun endlich die Füße vertreten zu können, mache ich die Beifahrertür auf. Ich traue meinen Augen nicht und raste völlig aus. Von null auf hundertachtzig. Boa ey, das darf doch wohl jetzt wirklich nicht wahr sein, brülle ich los. Was ist das denn für eine Scheiße, womit haben wir das denn verdient? Wieso muss das ausgerechnet jetzt so krass anfangen zu regnen? Keine Antwort von links und ich denke mir so, wie kann man denn nur so verdammt ruhig bleiben? Ich schaue zu meiner Frau, die bereits vor Lachen von Tränen überflutet war und kaum noch Luft bekam. Die Frage war nur, was bitte gibt es denn jetzt an dieser Situation sich so totzulachen? Auf meine Nachfrage bekam ich keine Antwort. Im Gegenteil, sie fing wieder an, laut loszuprusten und startet langsam Luft holend den Versuch ein Wort rauszubringen, bevor sie dieses Mal noch heftiger loslachen musste. So ging das ungefähr eine halbe Stunde. Ich konnte einfach nicht begreifen, was jetzt so lustig daran ist, dass wir die ganze Fahrt über Sonne haben und jetzt wo wir aussteigen und in die Stadt wollen es in Strömen anfängt zu regen. Ich finde das langsam nicht mehr witzig. Ich versuchte weiterhin herauszufinden, was sie mir denn nun die ganze Zeit sagen will. Ihr Lachflash wurde einfach immer stärker. Rosalinde überflutet von Lachtränen, in denen wir jetzt langsam drohten zu ertrinken, zeigte meine Frau auf den Scheibenwischer. Erneut schaltet sie die Scheibenwischanlage auf Hochtouren an. Jetzt liegen wir beide flach vor Lachen. Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Doch mein Engel, es ist so süß wie du dich immer aufregst.

© Franzi Langer 2024-01-08

Genres
Humor & Satire