Seit einiger Zeit begeistern mich als Business-Coach die Inner Development Goals (IDGs), die in Analogie zu den Sustainable Delelopment Goals der Vereinten Nationen entwickelt wurden. Denn die Entwicklung hin zu einer dauerhaft nachhaltigen und lebenswerten Welt wird nur gelingen, wenn wir zuerst uns selbst und den Umgang miteinander verändern. Ein spannender Ansatz, um oftmals als Soft Skills vernachlässigte Qualitäten in Zukunft stärken in den unternehmerischen Fokus zu rĂĽcken.Â
Für mich sind es allerdings Inner Development Fields, also mehr Entwicklungs-Felder als Ziele im klassischen Sinn. Es gilt, Haltungen und Lebenseinstellungen zu entwickeln, was innerlich und im Umgang mit anderen spürbar wird, sich aber der sonstigen Messbarkeit smarter Ziele entzieht. Das nimmt auch den Leistungsruck, hier ebenfalls „schneller, höher, weiter“ etwas erreichen zu müssen.
Dimension 1 – “Sein”: Innerer Kompass; Integrität und Authentizität; Offenheit und Lernbereitschaft; Selbsterkenntnis; Präsenz.
Der Ansatz der IDGs ist durchaus radikal: In einer Zeit, in der ständiges Handeln – oftmals auch blinder Aktionismus – dominiert, stellen die IDGs in der ersten Dimension das Sein in den Vordergrund. Eine tiefgehende und ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst wird zum Startpunkt aller Veränderung. Wow!
Dimension 2 – “Denken”: Kritisches Denken, Bewusstsein fĂĽr Komplexität; perspektivische Fähigkeiten; Sinnstiftung; Visionen.
Nicht ganz so fortschrittlich ist die zweite Dimension mit „Denken“ überschrieben. Die Tatsache, dass die Komplexität der Welt (von VUCA bis BANI) mit kognitiven Fähigkeiten allein nicht zu fassen ist, findet noch wenig Ausdruck. „Erkenntnis“ wäre wohl der passendere Ausdruck, um auch Intuition und Inspiration Raum zu geben.
Dimension 3 – Beziehung: Wertschätzung; Verbundenheit; Bescheidenheit; EinfĂĽhlungsvermögen und MitgefĂĽhl.
Das Paradox: Der Weg nach innen führt zugleich in die Verbindung. Dort, wo ich mich sensibel zu spüren und zu erkennen beginne, entfaltet sich auch die Fähigkeit zur Empathie. Selbstzuwendung wird zum Schlüssel für eine mitfühlende Zugewandtheit zur Welt.
Dimension 4 – Zusammenarbeit: Kommunikationsfähigkeiten; Mitgestaltungsfähigkeiten; inklusive Denkweise; Vertrauen; Motivation.
Dimension 5 – Handeln: Mut; Kreativität; Optimismus; Beharrlichkeit.
Was im Inneren wächst, soll in der vierten und fĂĽnften Dimension in die gemeinsame Umsetzung kommen. Mit Mut und Beharrlichkeit, wenn sich die Begeisterung des “alten Systems” vorerst in Grenzen hält. Dann gilt es, Kreativität zu entwickeln und mit ansteckender Freude zu motivieren. Wer fĂĽhlt sich angezogen, Mitgestalter einer neuen Welt zu werden? Und ist bereit, bei sich selbst damit zu beginnen?
© Stephan Hofinger 2025-05-20