by SP
Nein, das ist keine Geschichte, bei der ich mit meiner Freundin in Innsbruck Hand in Hand durch die Gassen spaziere. Das ist eine Geschichte, die ich meinem besten, ältesten und „verwirrtesten“ Freund Norbert widme.
Wir beide mussten zur Stellungskommission nach Innsbruck. Zur Musterung. Wir reisten gemeinsam mit noch einem Bekannten, dessen Kontakt ich heute meide, an. Der erste Tag lief mit der üblichen Prozedur ab. Untersuchungen, Quartierbeziehen etc. Interessant wurde es erst am Nachmittag. Wir streiften ein wenig herum. Fanden einen Vergnügungspark. Amüsierten uns prächtig. Da kam einer von uns, ich glaube, es war Norbert oder ich selber, auf die glorreiche Idee, wir könnten meinen Onkel, er ist Kunst- und Souvenirhändler, in seinem Geschäft besuchen. Da begann die Misere. Wir machten uns zu zweit auf den Weg in Richtung Goldenes Dachl. In der Nähe hat mein Onkel seinen „Ramschladen“, wie ich und Norbert ihn nennen. Der Satz von Norbert „Des is also der Ramschladen von deim Onkl“ führte zu einer netten Begrüßung. Wir wurden beide an den Ohren gezogen. Nach einer kurzen Begrüßung setzten wir uns hin und wir tranken Wein vor dem Geschäftslokal. Ein Reliquiensammler war auch dabei. Bis zum Ladenschluss saßen wir vor dem Laden meines Onkels und betranken uns. Danach führte uns der Weg in seine Wohnung, die in der Nähe lag. Und wir tranken weiter Wein. Zu viel Wein. Es wurde spät. Mir wurde bewusst, dass wir es wohl nicht rechtzeitig vor 22 Uhr zurück in die Kaserne schaffen würden. Mein Onkel bot uns an, dass wir bei ihm nächtigen könnten. Dankend nahmen wir an. Etwas später kam die Frage auf, was wir denn heute noch vorhätten. „Wir wollen das Innsbrucker Nachtleben kennenlernen“, entgegneten wir. Mein Onkel bot uns an, uns „herumzuführen“. Eine Barreise begann. Naja, eigentlich waren es nur zwei Bars, wir waren alle schon gut abgefüllt. In der ersten Tranken wir weiter Wein. Dann verschlug es uns in eine Studentenkneipe mit Livemusik. Es war unter der Woche und es war voll. Mein Onkel kannte den Chef dort. Wir tranken einige Gläser Diplomatico-Rum. Es war herrlich und die Mädchen waren traumhaft schön. Ich sprach eine an. Sofern ich noch reden konnte. Es wurde nichts daraus. Mitten in der Nacht wackelten wir in die Wohnung zurück. In weiser Voraussicht schrieb ich eine Nachricht an einen Bekannten, der in der Kaserne war. Er solle mich anrufen. Ich stellte genug Wecker. Ich hatte Angst zu verschlafen. Und so kam es dann auch. Wir verpennten. Und es war weit nach der Zeit, zu der wir am zweiten Stellungstag erscheinen mussten. Ich weckte Norbert. Auf dem Weg in die Kaserne wollte er noch Zigaretten holen. Er schnallte gar nichts.
Der Offizier, bei dem wir uns für unser Zuspätkommen melden mussten, war zum Glück ein Schulfreund meines Onkels, der mich danke meines Nachnamens und meiner Herkunft zuordnen konnte. Wir kamen ungeschoren davon.
© SP 2020-04-10