by Booktrovert
Introvertiert.
Ein so kleines Wort mit so großer Bedeutung. Zwar bin ich grundsätzlich kein Fan von Schubladendenken, da man damit gerne die Vielfalt innerhalb einer Personengruppe übersieht. Es entsteht oft ein Klischee, das mit der Realität nur wenig gemein hat. Trotzdem bin ich froh, endlich eine Lade gefunden zu haben, in der ich mich bestens aufgehoben fühle.
Introvertiert.
Damit lassen sich einige Entscheidungen leichter rechtfertigen, auch vor sich selbst. Neurowissenschaftliche Fakten liefern eine Erklärung für die Unterschiede zu anderen. Es handelt sich eben nicht um bloße Launen oder gar Faulheit, wenn Veranstaltungen gemieden oder Treffen abgesagt werden.
Die unterschiedliche Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen erklärt, warum introvertierte Menschen mehr Zeit für sich brauchen. Bevorzugt in der gewohnten, beruhigenden Atmosphäre des eigenen Zuhauses. Im Gegensatz zu extrovertierten Menschen füllen Introvertierte nämlich dort ihre Energiereserven allein oder in auserwählter Gesellschaft auf.
Vielleicht entsteht ja dabei die nächste revolutionäre Idee? Wie etwa die Relativitätstheorie, Google oder Harry Potter (allesamt von Introvertierten erfunden).
Ehrlicherweise habe ich diese Erkenntnisse dem Wunder des World Wide Web zu verdanken. Ohne dessen nervige Angewohnheit, alle meine Daten zu speichern und auf mich abgestimmte Suchergebnisse zu liefern, wäre ich wohl nie auf all die herrlichen Memes gestoßen. Memes, die mich scheinbar 1:1 porträtieren.
Schon verrückt, auf welchen Wegen man mehr über sich herausfindet. Per Internet zur Selbstfindung meines introvertierten Ich. Jetzt wünsche ich mir nur noch, dass dieser geniale Algorithmus auch mal ungefragt diverse introvertierte Inhalte vorschlägt. Gerade heutzutage, wo die Vorstellung eines kontaktfreudigen Extrovertierten das Ideal darstellt.
Denn noch ist die Introversion nicht überall angekommen: in den Schulen, im TV oder in der Arbeit. Von dem Drittel der Weltbevölkerung, das selbst introvertiert ist, hatte bestimmt noch nicht jeder das Glück, diesen großen Teil unserer Persönlichkeit zu erforschen und sich selbst somit besser zu verstehen.
© Booktrovert 2022-06-12