Irgendwo falsch abgebogen

Eva Kummer

by Eva Kummer

Story

Wie begann alles, was soll ich sagen mit 17 den Traum einen Prinzen kennenzulernen, wie so viele junge Mädchen. Bin voll brav erzogen worden, ging in eine private Klosterschule in ein Halbinternat und träumte von meinem Prinzen wachgeküsst zu werden. Ich wurde sehr streng erzogen und fortgehen mit Freunden war nicht. Mit 17 durfte ich eine Tanzschule bei uns am Land besuchen. Obwohl ich zu meiner Freundin immer sagte: wenn ich einmal einen Bauern heirate dann darfst du in der Kirche voll laut lachen, denn das passiert sicher nicht. Na ja in diesem Jahr lernte ich meinen ersten Prinzen kennen. Seine Eltern hatten eine Landwirtschaft, meine Eltern eine Firma.

Mit 18 mussten wir uns verloben, sonst durften wir nicht miteinander auf Urlaub fahren, so wollten es meine Eltern. Ich war total unerfahren in Beziehungsdingen, ich wusste nur, ich wollte es besser machen als meine Eltern. Aber ich glaube das denken viele. Ich war das erste Mal in meinem jungen Leben verliebt, die Welt war rosa und der Bauch voller Schmetterlinge, eine wunderschöne Zeit. Leider viel zu kurz. Ich war noch keine 20 und schon drängten meine Eltern zur Heirat. Da wusste ich noch nicht viel vom Leben. Was wollte ich, diese Frage stellte ich mir einmal als die Einladungskarten zu unserer Hochzeit am Esszimmertisch meiner Eltern lagen. Wollte ich heiraten oder nicht, ich wusste es damals noch nicht. Ich kannte auch nichts anderes aber eins war sicher, ich war verliebt.

Kurz vor meinem 20sten Geburtstag heirateten wir. Und keiner lachte in der Kirche. Mein Mann trug mich über die Schwelle des Bauernhofes und mein Leben als junge Ehefrau begann. Ab diesem Tag trat ich ein in eine ganz andere Verantwortung, die mir bis dato gar nicht bewusst war, wie auch. Aus mit Barbie spielen und Peter Alexander Filme Happy End schauen. Es war ein komisches Gefühl, raus aus dem Kinderzimmer und rein ins pure Leben, aber ich fühlte mich dabei total erwachsen. Natürlich hatte ich einen Beruf, hatte diesen aufgegeben, um in der Firma der Eltern mitzuarbeiten, wie das halt so ist in Familienbetrieben. Auch mein Ehemann fing bei uns im Betrieb zu arbeiten an. Ich hätte es mir aber anders gewünscht. Freier zu sein ohne Eltern und Schwiegereltern. Wir dachten sogar darüber nach auszuwandern, nach Neuseeland, um allem zu entkommen. In unserer Freizeit arbeiteten wir am Bauernhof mit. Nach eineinhalb Jahren wurde ich gewollt schwanger. Wir bauten uns ein Häuschen neben dem Bauernhof und zogen mit unserer kleinen Tochter Michaela und den Schwiegereltern ein. Die Arbeit ging uns nie aus und die Urlaube verbrachten wir immer mit meinen Eltern, das war ein großer Wunsch meiner Mutter. Zweieinhalb Jahre später bekamen wir unseren kleinen Alexander. Man sollte denken, perfektes Glück, perfektes Leben, aber unsere Wünsche, die von Franz und mir blieben auf der Strecke. Irgendwo falsch abgebogen, nicht NEIN gesagt.

© Eva Kummer 2021-02-12