by Gunny Catell
„Have you see my childhood? Ich suche nach dem Wunder meiner Jugend, wie fantastische Geschichten erzählen, träumen und fliegen. Bevor du mich verurteilst, versuche, mich zu lieben, die schmerzhafte Jugend, die ich hatte.“ Diese Worte könnten von mir stammen, sie kommen aber von Michael Jackson. Ich gebe zu, ich war kein groĂźer Fan von ihm, doch als er starb, habe ich nach unbekannten Dingen ĂĽber ihn gesucht (um ihn fĂĽr meinen Tribute in den UK authentisch darstellen zu können) und habe das Lied Childhood gefunden. Ich erschrak, wie wahr es doch ist. Auch ich hatte keine Jugend, oder besser ausgedrĂĽckt, keine glĂĽckliche. Ich war einsam, fĂĽhlte mich unverstanden, gedemĂĽtigt, fremdbestimmt, an den Rand gedrängt – von allen. Mein ganzes Leben lang wollte ich meine Jugend nachholen, so wie Michael – nur konnte ich mir nicht solch exzentrische Hobbys leisten wie der King of Pop. Und daher bin ich ewig jung geblieben und will meine Träume verwirklichen. Ich lernte den Song auswendig und trug ihn meinem Sohn mehrmals vor. Er war mein kritischer Gradmesser, bevor ich damit an die Ă–ffentlichkeit ging. Der Junge verstand den Song genauso wie ich, nämlich, dass Childhood aufgrund seiner ehrlichen Aussage und meiner gefĂĽhlvollen Interpretation sicher die Wahrheit sprechen musste. Und die Wahrheit wollte ich immer vermitteln, mit jeder meiner Darstellungen, nur dafĂĽr lohnt es sich zu performen und zu leben. Fake ist mir ein Gräuel. Und als das englische Publikum meine Interpretation von Childhood sah, meinte es sogar, der King of Pop sei neu auferstanden von den Toten, so nah war ich dem Original. Mehr Wertschätzung konnte ich mir nicht wĂĽnschen. Â
Ă„hnliches erlebte ich, als David Bowie starb. Auch er war ein Meister der Kunst, sich neu zu erfinden und hatte die chamäleonartige Fähigkeit, viele verschiedene Genres zu ĂĽberschreiten. Cross boundaries ist auch mein Credo als Performer: Ich trat im Winter in Israel in einem Beduinenzelt neben dem Gaza Streifen bei einer No Talent Show auf. Es sollte mit einer Sensation beginnen und die kam, wie sollte es anders sein, durch die Queen of Austria – ja, so nannte mich mein israelisches Publikum. FĂĽr mich war klar, dass ich nur zu der magischen Musik des soeben verstorbenen – unser aller Hero – David Bowie, aus seinem letzten Album Blackstar tanzen wollte. Wie ein schwarzer Stern wollte ich durch das Zelt schweben und alles versprĂĽhen, was Mata Hari geben konnte: magischen Tanz in Ekstase und Vollendung. Girl Loves Me war genau das Masterpiece, das die geheimnisvolle Rauheit dieses Musikgenies versprĂĽhte, und mich beim allerersten Hören zu nicht mehr zu stillenden Tränen gerĂĽhrt hatte. Dann: „We can be Lovers, only for one day … or forever and ever. We can be heros, for one day and Faeries forever and ever”. Einer der längsten und riesigsten Beifallskundgebungen meiner Geschichte erscholl und brachte mich erstmals auf die Knie vor diesem grandiosen Publikum. Und dann kam noch „Close To You“ von Burt Bacharach und meine Hommage an die ebenfalls soeben verstorbene Nathalie Cole „Nature Boy“. Den Abschluss bildete ein Lied, ohne das ich meine israelischen Freunde nicht hätte verlassen können: Give Peace A Chance. Das gesamte Zelt sang mit und war ĂĽberglĂĽcklich. Ich verneigte tief mein Haupt und wĂĽnschte allen Shalom!Â
© Gunny Catell 2025-02-08