Heute begann der Dienstag wie immer, lĂ€nger schlafen, denn schlieĂlich genieĂt man die Pension, FrĂŒhstĂŒcken um halb acht Uhr und dann in Ruhe die Zeitung lesen, ja, der Ruhestand bedeutet Freiheit – zumindest in den eigenen vier WĂ€nden, wenn auch das Coronavirus uns alle fest im Griff hat.
Ich denke wĂ€hrend des Kochens an die MĂŒhsal, die richtigen 16 Geschichten fĂŒr mein erstes Buch auszuwĂ€hlen, alles nochmals Wort fĂŒr Wort “durchzuackern”, ein bisschen zu kĂŒrzen, weil der Druck dann doch nicht 2500 Silben erlaubte.
Ja, wenn ich ehrlich bin, das Ganze war eine richtige Schufterei und zerrte an meinem NervenkostĂŒm. Besonders viel Zeit brauchte es, bis ich mich endlich fĂŒr “mein” Cover entschieden hatte. Dabei handelte es sich um ein recht schlichtes Bild mit grauen Brettern und auf der RĂŒckseite ein kleines MĂ€dchen im roten Kleid, das einen KĂŒbel trĂ€gt, aus dem eine kleine grĂŒne Pflanze hervorlugt. Diese Abbildung hat mich sofort beeindruckt, denn die kleine Dame geht ihren Weg und trĂ€gt einen Eimer mit einer Pflanze, in der so viel Hoffnung fĂŒr die Abenteuer des Lebens stecken.
Mein Titel “Bunt wie das Leben” benötigte viele GedankengĂ€nge, gab es doch die Auswahl zwischen “Das Leben ist bunt” oder “Familiengeschichten” oder “Das Leben und seine Ăberraschungen”. Nach der Fixierung des Titels war eine der gröĂten HĂŒrden geschafft, denn er bringt meine kleinen alltĂ€glichen Geschichten auf den Punkt. Sie beschreiben GlĂŒck, Trauer, Freude, Ărger, Lachen, Weinen, Schmunzeln, Zorn, LuftsprĂŒnge, eben viele positive, aber auch einige negative Erlebnisse, die mein Leben zwar manchmal auf den Kopf gestellt, jedoch viele Male ungemein bereichert haben. Das Leben ist eine Lehrmeisterin, bis wir Menschen auf den Stufen zur HimmelsbrĂŒcke wandeln, um in eine andere SphĂ€re einzutauchen.
Viele Male fragte ich mich, warum tue ich mir in meinem Alter noch so etwas an – schloss das Bucherstellungsprogramm zweimal mit einem Wutanfall der Superlative, weil die GröĂen der ausgesuchten Bilder nicht passten, die Stories von mir stĂ€ndig verbessert wurden, bis ich im neuen Jahr 2021 beim dritten Anlauf bereits gewiefter war und alle vier Schritte bis zum Druck in einem Durchgang schaffte. Als die Bestellung bestĂ€tigt wurde, fĂŒhlte ich mich wie eine Königin, die gerade ihre Autorenkrone aufgesetzt hatte, um diese Leistung gebĂŒhrend zu feiern.
Heute ĂŒberreichte mir der Postbote das ersehnte Paket mit “meinen BĂŒchern”. Ich gebe ihm ein groĂzĂŒgigesTrinkgeld und schlieĂe die TĂŒr. Mein Mann und ich reiĂen im Eilzugstempo das Klebeband vom Karton und sehen mein erstes gedrucktes Buch. Mein Name leuchtet mir entgegen und ich stoĂe einen Jubelschrei aus und tanze vor Freude in der KĂŒche. Mein Mann gratuliert mir ganz herzlich, umarmt mich und stellt ein Stifterl Sekt fĂŒr den Abend in den KĂŒhlschrank.
Das magische Datum, der 26. JĂ€nner 2021, wird rot in mein Tagebuch eingetragen. Jetzt ist es offiziell: Mein erstes Buch ist erschienen! Juhu!
© Christine BĂŒttner 2021-01-27