by KloAk
Romeo und Julia waren beide sehr glücklich und unterhielten sich stundenlang. Allerdings bemerkten sie auch die Blicke und das Geflüster der Menschen um sie herum.
Als sie gerade wieder aus dem Café gehen wollten, kam ihnen Julias Nachbarin entgegen, welche erst auf Romeo schaute und dann ganz verwundert Julia anschaute. Julia wollte gerade etwas sagen, da sagte die Nachbarin schon: “Oh nein!” und rannte weg. Julia verabschiedete sich von Romeo und versuchte die Nachbarin einzuholen, doch als sie bei sich zu Hause ankam, sprach diese bereits mit Julias Mutter. Diese schaute schon sehr verärgert. Julia versuchte sich an den beiden vorbeizuschleichen und in ihr Zimmer zu gehen, was ihr allerdings keineswegs gelang.
“Moment mal, Fräulein! Wenn du glaubst, dass du einfach so davon kommst, dann hast du falsch gedacht! Ich werde deinem Vater davon berichten. Du kannst dich schonmal an den Tisch setzen, wir reden gleich weiter.”, sagte ihre Mutter mit so einem strengen Ton, wie sie es noch nie getan hatte.
Julia lief auf den Boden schauend zum Tisch. Sie musste sich ihre Tränen zurückhalten. Die Zeit, bis ihr Vater und ihre Mutter dazu kamen, kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
Nach dieser Ewigkeit kamen sie schließlich auch an den Tisch, aber keiner sagte etwas. Alle schwiegen und schauten sich nur an.
“Nun sag doch auch mal etwas!”, forderte Julias Mutter den Vater auf. Für ihn war Julia bis dahin das einzige Kind gewesen, auf das er wirklich stolz war, da sie diejenige sein sollte, die der Familie noch mehr einbringe und nicht die, die über die Familie Schande bringen sollte. Er war komplett erschüttert, als er hörte, dass sie sich mit Juden in einem Café traf.
“Ich habe morgen wieder ein Treffen mit dem Führer”, sagte er nur und die Mutter verleitete die Augen.
“Was, wenn dein Freund und Kamerad von der SS, der Vater deines zukünftigen Schwiegersohnes, davon erfährt, was Julia heute getan hat? Dann würde es nicht nur das Ende der Ehe bedeuten, sondern auch das Ende deiner Arbeit und unsere Familie wäre dem Abgrund ganz nahe, wenn nicht gar dem Tod geweiht.”, sagte die Mutter mit zorniger Stimme. “Das darf und wird natürlich nicht passieren! Du wirst Julia morgen nicht aus den Augen lassen! Sie verlässt morgen das Haus nicht, außer wenn wir zusammen bei unserem Führer sind!”, sagte der Vater. Die Mutter schaute entsetzt, dann machte der Vater nochmal klar, dass die Mutter und Julia morgen mit zum Berghof kommen sollten, damit Julia gar nicht erst die Möglichkeit hatte, sich davonzuschleichen und er würde einrichten, dass Julias zukünftiger Mann ebenfalls dort erscheint. Julia schaute ganz traurig, aber sie wusste, dass es nun so sein musste, da sonst der Ruf Ihrer Familie in den Dreck gezogen werden würde. Sie wusste nur nicht, wie sie Romeo davon erzählen sollte, wenn sie ihn doch nicht mehr sehen sollte. Dann bemerkte sie, dass Linn gar nicht mit da war und machte sich Sorgen. Dann sah sie auf die Uhr und stellte fest, dass Linns Arbeitszeit schon vorbei war und beruhigte sich ein wenig, stand auf und ging schweigend in ihr Zimmer.
© KloAk 2023-09-21