Kapitel 1/1

Johanna Pronebner

by Johanna Pronebner

Story
Österreich/Salzburg/Hallein

Wenn man von der Apokalypse hört, denkt man immer an Explosionen, Feuer, der Boden, der sich unter lautem Getöse öffnet und die Welt versinkt binnen kürzester Zeit im Chaos…das sich dieses Spektakel über einen längeren Zeitraum zieht und Stück für Stück die Welt auslöscht, die man kennt… daran dachte nie jemand.

Emma Keuchend wische ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Es ist drückend heiß, die Sonne brennt vom Himmel und der Asphalt strahlt die Hitze zurück wie in einem Backofen. Ich drücke mich in den Hauseingang und versuche mich in dem bisschen Schatten zu schützen. Ich hole mir sicher demnächst einen Sonnenstich. Ungefähr so müssen sich wohl Brathähnchen fühlen. Mein Rucksack wird gefühlt immer schwerer, obwohl er so gut wie leer ist. Deswegen ist mein Ziel auch der kleine Supermarkt, zwei Straßen weiter, in der Hoffnung das ich dort noch Lebensmittel finde. Ich rücke mir den Rucksack zurecht und richte mich auf. Rasch versichere ich mich das die Luft rein ist und mache mich, eng an der Mauer entlang, auf den Weg. An der Hausecke verharre ich und spähe vorsichtig in die nächste Straße. Ich rechne nicht mit Hindernissen, denn es ist zu heiß und zu hell, doch besser doppelt vorsichtig als tot. Wie erwartet ist die Straße leer außer ein paar Trümmern, die von einem eingestürzten Haus dorthin gefallen sind. Wie ein abgebrochener Zahn sticht die Ruine zwischen den unversehrten Nebengebäuden hervor. Rasch überfliege ich alle Hauseingänge und Einfahrten und haste von meinem Beobachtungspunkt über die Straße zum nächsten Gebäude, mich immer an der Mauer haltend bis zur nächsten Ecke. Auch dort lasse ich meinen Blick über alles schweifen, dass ich als ein potenzielles Versteck erachte und nehme dann den Supermarkt ins Visier. Zweihundert Meter trennen mich noch von der Eingangstür. Meine Hand umfasst den Griff des Messers, dass in einem Halfter an meiner Hüfte befestigt ist. Ich ziehe das Messer heraus und halte es knapp an meinem Körper, um eventuelle Reflektionen der Sonne auf dem blanken Metall zu vermeiden. Falls doch jemand in der Nähe ist, will ich nicht auf mich aufmerksam machen. Mit meiner schweißnassen Rechten umfasse ich den Griff fester und werfe noch einmal einen schnellen Blick in alle Richtungen, bevor ich geduckt auf den Eingang des Supermarktes zulaufe. Die Schiebetüren stehen einen Spalt offen, das Glas der einen Seite ist gesplittert aber immer noch im Rahmen. Wie ein riesiges Spinnennetz durchziehen die Risse das Glas. Ich kann nichts dahinter erkennen, daher wechsle ich meine Position zur unversehrten Tür und spähe ins Innere. Die Fenster sind mit Jalousien abgedunkelt, es fehlen einige Lamellen. Staubkörner wirbeln durch die vereinzelten Sonnenstrahlen, die den Weg durch die defekten Stellen finden. Der Laden ist vielleicht Hundert Quadratmeter groß, die ich zu überblicken versuche. Es wirkt so weit sicher, daher nehme ich meinen Rucksack ab, schiebe ihn durch den Spalt der Schiebetür und drücke mich dann selbst vorsichtig ins Ladeninnere. Nach der Helligkeit draußen müssen sich meine Augen erst an die Düsternis im Laden gewöhnen. Leise hänge ich mir den Rucksack wieder um und spähe hinter den Kassentresen. Dann schleiche ich vorsichtig weiter zwischen den Regalen entlang und versichere mich erneut, ob ich wirklich alleine bin.

© Johanna Pronebner 2023-06-26

Genres
Suspense & Horror, Science Fiction & Fantasy
Moods
Abenteuerlich, Dunkel, Mysteriös
Hashtags