Kapitel 12 – donnerstags Abend

Amelie Crombach

by Amelie Crombach

Story

Samuel beobachtete Yasmin dabei, wie sie den kleinen Spiegel neben der Garderobe gerade rückte. Für ihn fühlte sich die Zeit wie eine Ewigkeit an. Gelangweilt legte er seinen Kopf auf ihre Schulter. Dafür musste er sich recht weit herunterbeugen. „Yasi, ich glaube der Spiegel ist gerade“, sagte er leise und knabberte an ihrem Ohrläppchen. „Mh … meinst du?“ Er antwortete mit einem zustimmenden Laut. Und Yasmin ließ endlich von dem Spiegel ab. Dafür schob sie ihn gegen die gegenüberliegende Wand. Wobei sein Körper bestimmt irgendein Bild verrückte. Doch das war Samuel egal, denn sobald sein Körper die weiße Tapete berührte, taten ihre Lippen das mit den seinen. Um das zu können, musste Yasmin sich auf die Zehenspitzen stellen. Amüsiert strich Samu mit der Zunge über ihre Lippen und sofort öffnete sie diese bereitwillig. Schließlich hob er sie hoch und drehte sie beide so, dass nun Yasmin mit dem Rücken an der Wand lehnte. Dabei fiel definitiv ein Bild herunter. „Vielleicht sollten wir aufhören“, merkte sie in einer kurzen Atempause an „wegen deiner Schwester.“ „Egal“, sage er, schon allein wegen des Glitzern in ihren grünen Augen. Wenig später öffnete sich jedoch wirklich die Haustür und Emmi trat in den Flur. Yasmin hatte ihr für die Zeit, die sie hier wohnte, einen Schlüssel gegeben.  In diesem Moment verwünschte Samu seine Schwester. Sofort unterbrachen sie ihren Kuss. Er ließ Yasmin runter und machte einen riesigen Schritt nach hinten. „Oh, mein Gott. Ich will sofort vergessen, was ich gerade gesehen habe“, angeekelt rieb sich Emmi die Augen. „Es tut mir leid“, schuldbewusst knetete Yasmin ihre Hände. „Ist ja nicht eure Schuld. Aber warum müsst ihr ausgerechnet im Flur herummachen?“ „Okay, wie wäre es, wenn wir mal mit dem Packen anfangen? Damit wir zurück in unserer Bruchbude können“, wand Samuel ein. „Ihr könnte bleiben, solange ihr wollt“, die Schuld stand Yasmin ins Gesicht geschrieben. „Du weißt doch, dass ich von hier zu lange zur Arbeit brauche“, Samuel ging zu ihr und nahm ihr Gesicht in die Hände. „Yasi, du brauchst dich nicht dafür zu schämen, dass du wohlhabend bist.“ „Ich glaube, ich bekomme Diabetes“, maulte Emmi. „Ihr seid einfach zu süß.“ Samuel musste lachen. Gegen nichts in der Welt würde er seine Schwester je eintauschen. Er wuschelte durch ihre Braids. Dann gingen sie ihre Sachen packen.  Später fuhr er all ihre Sachen zurück zu ihrer Wohnung, die entgegen seiner Behauptung und für diese Gegend in einem ziemlich guten Zustand war. Auf dem Weg dorthin lud er Emmi beim Basketballtraining ab. Während er auspackte, fiel ihm jedoch auf, dass er sein Handy bei Yasmin gelassen hatte. Deswegen fuhr er nochmal zurück zur Villa. Er klingelte und nur wenige Sekunden später öffnete Greta. Yasmin fand er in der Küche. Dort hatte sie gerade sein Handy gefunden. Er bedankte sich bei ihr und verabschiedete sich. Sie schlang die Arme um seinen Hals und er legte seine Hände sanft an ihre Taille. Gerade als sie sich küssen wollten, ging die Türe auf. Herein kamen zwei Personen, die offensichtlich ihre Eltern waren. Schon nach wenigen Sekunden hatte der Mann die Situation erfasst. Auf seiner Stirn bildete sich eine Zornesfalte. „Gehen Sie sofort weg von meiner Tochter!“, rief Mr. Ashton. „Verschwinden Sie und lassen Sie sich nie wieder in ihrer Nähe blicken!“ Verzweifelt blickte Samu zu Yasmin und eilte aus dem Haus.

© Amelie Crombach 2024-07-23

Genres
Novels & Stories