by Jule Schwarz
Jetzt kann ich wirklich sagen mir geht gut. Ich habe am Gymnasium doch noch, echte Freunde gefunden. Meine Noten entsprechen dem Durchschnitt aber ich bin zufrieden, und das ist das einzige was zählt.
Mein Gehirn schmilzt zwar fast bei den gefühlten dreißig Grad im Klassenzimmer, aber immerhin ist heute Freitag. Die ersten beiden Blöcke hatte ich schon hinter mir, ich hatte nur noch 45 Minuten Musik vor mir, das schaffe ich noch.
Nach der Schule wartete ich auf Charlie, ihren durchgeknallten Zwillingsbruder Finn, Marlies, Anna und Louis, Annas Freund. Ein Glück, das Louis schon achtzehn ist und einen Führerschein hatt, denn ohne ihn würden wir heute Abend nicht in eines der abgelegenen Kaffs in Mecklenburg kommen. Heute war Party-Time angesagt. Kurz darauf, fuhren alle, einige mit Fahrrad andere mit Auto zu den Twins nach Hause, die wohnen beide in einem krass großen Haus. Wir verbrachten die nächsten Stunden damit Pizza von gestern zu essen, zu reden und uns fertig zu machen. Gegen acht schnappten wir uns alle die Sachen die wir benötigten, und quetschen uns dann in Louis’ Auto. Nach einer gefühlten Ewigkeit durch die Dunkelheit kamen wir dann bei einer beleuchteten Scheune an. Daneben war ein kleines, süßes Fachwerkhäuschen, davor war ein großes Schild mit WC, und ein Pfeil darauf der Richtung Haus zeigte. Alle stiegen aus, ich sah mir die Umgebung einmal richtig an. Vor der Scheune und darum verteilt tummelten sich echt viele Leute. Der dumpfe Bass von ‘Memories’ von David Guetta hallte zu uns hinüber. Charlies rotblonde Locken wippten auf die Scheune zu, und direkt hinter ihr war Finn. Anna, Louis und ich folgten ihnen.
Es war laut, dunkel und roch nach Bier, Willkommen auf einer Dorfparty. Die Bar stand gerade zu, wenn man durch das große Scheunentor eintrat. Überall im Raum waren Bierbänke und die dazugehörigen Tische verteilt, Lichterketten schmücken die Balken und Wände. Und wenn, man die Treppe links an der Wand hochging, kam man in eine Art Extraraum. Sieht interessant aus.
Bisher hatte ich ein paar Leute aus meiner Parallelklasse entdeckt. In einer der Ecke saßen fünf Typen, die schon relativ alt aussahen, so um die 23 mussten sie sein. Louis und Finn waren bereits an der Bar. “Wollen wir hier unten bleiben oder doch nach oben?”, fragte ich Anna und Charlie. “Ich würde gern nach oben, und du Anna?”. Charlie strahlte wie immer und jetzt dieses grinsen dazu wahr einfach göttlich. “Ich bin auch für oben.” Anna ging zu ihrem Lover, sie wollte ihm nur kurz sagen, das wir oben sind. Im Vorbeigehen schnappte sie sich drei Coladosen und folgte uns die hölzerne Treppe hinauf. Dort gab es Sitzsäcke, Palettensofas und Sessel. Es war echt gemütlich, bis ich einige Leute von meiner alten Schule weiter hinten im Raum entdeckte, ein Glück niemanden mit dem ich damals befreundet gewesen bin. Wahrscheinlich erkennen sie mich sowieso nicht. Hoffentlich. Mit einem Zischen öffnete ich meine Dose und nahm einen Schluck. Charlie plapperte sofort drauflos. “Ich muss euch unbedingt von gestern erzählen….”
© Jule Schwarz 2024-08-04