Kaputt wie ich

Du wurdest von Ordensschwestern gesegnet. Quasi ein Heiliger. Das war eines der ersten Dinge, die ich über dich erfahren habe. In Wahrheit würden wir beide beim Betreten einer Kirche in Flammen aufgehen. Du bist kein Heiliger. Doch davon wusste ich nichts, als du plötzlich in meiner Wohnung standest. Eigentlich habe ich nur einen Nachmieter gesucht. Gefunden hab ich dich.

Du schmeckst nach Abenteuer, Joints, Traurigkeit, Selbsthass und Alkohol. Es würde an Blasphemie grenzen zu behaupten, dass du nicht den Oskar für den Protagonisten in meinem Kopfkino verdient hättest. Im Dämmerlicht wurde mir bewusst, dass du nicht weißt wer du ohne Substanz bist. Doch ich kenne deine Dämonen. Ich habe keine Angst vor deiner persönlichen Hölle.

Für dich war das Leben bisher eine Losbude mit zu vielen Nieten. Deshalb ist für dich alles was den Körper peinigt ein Glück für die Seele. Aus deinen Gedanken formst du Monster. Deine Tiefs versuchst du stets unter einem Hoch zu verstecken. Du hast Heimweh nach einem Ort, der nicht existiert. Auch wenn du es mir nie glauben würdest, für mich bist du gleichzeitig Wundertüte und Pusteblume.

Die wenigen Dinge die dir wirklich wichtig sind, würdest du am liebsten in Flammen aufgehen sehen. Irgendwo zwischen Zuviel und Zuwenig ist dein Vertrauen verloren gegangen. In andere. In dich. In das Leben, das du verdient hast. Lass mich in all dieser Weltuntergangsstimmung eine Seite in deinem Survival-Guide sein.

Mit mir vergisst du wie es ist sich selbst zu hassen. Innerlich verfluchst du dich dafür. Zu mir sagst du bloß, dass du mir doch sowieso nur wehtun würdest. Wenn du könntest, würdest du eine Mauer zwischen uns hochziehen. Noch höher als die, die du bereits um dich gebaut hast. Meine Nähe tut dir weh. Weil ich nicht deine Mondscheinprinzessin sein kann. Weil ich nicht dein „Für immer“ bin. Und weil ich dich so gern habe, dass ich dich gehen lasse.

Einschlafen. Nicht mehr aufwachen. Dein geheimer Wunsch. Du erwartest, dass ich dir endlich den Rücken zukehre. Wie alle anderen auch. Wenn ich wüsste wie man ein Leben rettet, glaub mir, ich würds tun. Seien wir ehrlich: Wir wollen einander nur, weil wir verletzt sind.