by InaRavain
Meine Enkeltochter wünscht sich eine Theatervorstellung. Im “Zuschauerraum” haben bereits Teddy, Elch, Hase, Hund und Maus Platz genommen. Sogar Garfield ist mitgekommen. Die Puppenmutter sitzt auch schon, mit ihrem Baby am Schoß.
Der Kasperl tritt auf, die Gretel und die Großmutter und auch das Krokodil stehen heute wieder einmal auf der Besetzungsliste. Das Publikum ist stumm und starr vor Bewunderung. Jetzt tritt auch noch der “verrückte Professor” auf. Er ist überhaupt meine Lieblingsfigur. Da kann ich mich so richtig austoben. Wirres Zeug reden und manchmal auch ein wenig “böse” sein.
Na jetzt hab` ich es wohl übertrieben! Das “Baby” weint. Die Puppenmutter versucht es zu beruhigen. Sie legt es in den Wagen, führt es ein wenig spazieren, nimmt es wieder heraus, wiegt es in den Armen. Das Baby weint.
Da wird der verrückte Professor sehr zornig. Ihm stehen schon die Haare zu Berge. “Ha, wird jetzt endlich Ruhe sein. Dieses Geschrei ist ja nicht auszuhalten. Ich bin der verrückte Professor und der lässt sich so etwas nicht gefallen . Ich hasse kleine Kinder, die immer schreien!”
De Puppenmutter setzt sich wieder, mit dem nun ruhigen “Baby” im Arm und sagt :”Ich habe das Baby schon ausgeschaltet, Herr Professor!” Ich kann mein Lachen kaum unterdrücken. Mit einem freundlichen”sehr brav” geht der verrückte Professor von der Bühne ab.
Der Enkelsohn meiner Schwester war aus dem Salzburgerland zu Besuch nach Wien gekommen. Es muss ja nicht immer der Kasperl sein, so gingen wir mit den Kleinen in die Volksoper zu Hänsel und Gretel. Es kamen uns aber doch leise Zweifel auf, ob dieses Freizeitprogramm das richtige ist – schließlich waren sie erst 4 bzw. 5 Jahre alt. Nico ein recht sportlicher Fünfjähriger hatte ständig eine Turnübung parat, die wir bewundern mussten. So führte er uns noch seinen “Sulta”vor (aus dem Stand machte er einen Sprung, drehte sich in der Luft rückwärts und landete wieder auf seinen Füssen!!!). Heute ist er als Skilehrer und Freestyler international unterwegs.
Wir hatten Logenplätze, erste Reihe mit guter Sicht auf die Bühne und ins Orchester. Die Kinder folgten beide konzentriert dem Geschehen und beobachteten aufmerksam die Musiker. Die Omas sind stolz auf ihre “kulturinteressierten” Enkel. Als Hänsel und Gretel von ihren Eltern fortgeschickt werden, weil diese für ihre Kinder nichts mehr zu essen haben, steckten die beiden die Köpfe zusammen und tuschelten. Dann beugte sich Hannah zu mir und flüsterte mir ins Ohr “warum gehen die denn nicht zum Billa?”.
Da es allen so gut gefallen hat, wird bei nächster Gelegenheit das Burgtheater besucht. Rotkäppchen wird gegeben, mit Fritz Muliar als “böser Wolf”. Letzter Akt, letzte Szene. Der böse Wolf lieg in einem Himmelbett. Hinter dem Vorhang hört man seine tiefe Stimme “ich habe die Großmutter gefressen, ich habe das Rotkäppchen gefressen” …… kurze Pause …. er öffnet ein klein wenig den Vorhang, lugt hervor und stöhnt …. “und jetzt is ma schlecht”!
© InaRavain 2020-06-11