Katzenfreiheit

Ulrike Puckmayr-Pfeifer

by Ulrike Puckmayr-Pfeifer

Story
Weiden am See

Mit meiner schnurrenden Katze im Arm liege ich im Bett, trinke meinen Morgenkaffee und lasse schön langsam den beginnenden Tag an mich heran. Ein trüber nasskalter Wintertag, der nicht gerade zum Spazierengehen einlädt. Mein Mann hat Holz gebracht und den Ofen angeheizt. Wohltuende Wärme verbreitet sich im Raum. Das Knistern des Feuers hat eine beruhigende Wirkung auf mich.

»Du sollst von den Katzen lernen.« habe ich irgendwann irgendwo gelesen. Mein schnurrender Zimmertiger lebt mir Ruhe und Gelassenheit vor. Chillen ist ihm wichtig. Viele Stunden am Tag. Zu nichts lässt er sich zwingen. Ist immer im Hier und Jetzt und genießt jeden Augenblick in seiner Vollkommenheit auf Katzenart. Manchmal zuckt er im Schlaf. Ob er träumt? Ob er auf der Flucht ist vor einem ihm nachstellenden größeren stärkeren Kater? Ob ihm ein Hund im Traum begegnet und er sich in Lebensgefahr fühlt?

Mein Kater ist keine Wohnungskatze, sondern ein Freigänger. Er liebt die Freiheit. In der Dämmerung verlässt er meist das Haus, um sich in die Welt der Abenteuer zu stürzen. Zu gerne würde ich ihm eine versteckte kleine Kamera um den Hals binden, um seine Wege nachverfolgen zu können. Er zieht weite Kreise.

Manchmal war er schon mehrere Tage weg. Ich hatte große Angst um ihn. Ich weiß, dass es im Dorf einen Jäger gibt, der auf Katzen schießt. Und das ist nicht einmal verboten, glaube ich. Wenn eine Katze in einem bestimmten Umkreis des Dorfes angetroffen wird, darf sie von einem Jäger … Diesen Gedanken möchte ich nicht zu Ende denken. Und mein Kater ist kein braver. Er hat nicht nur Mäuse, sondern auch kleine Hasen, Vögel, einmal sogar ein in kleines Ziesel nach Hause gebracht. Diesen Text darf jetzt kein Jäger oder Vogelfreund lesen. Mein Kater wäre geliefert.

Ich kann ihn nicht einsperren. Natürlich kann ich pädagogisch auf ihn einwirken und ihm immer wieder verständlich machen, dass ich auf diese »Geschenke« keinen Wert lege. Bei den Küken, die es jedes Jahr auf unserem Hühnerhof gibt, hat er ja auch gelernt, dass er die nicht fressen darf, dass sie zu unserer Familie gehören. Da denke ich schon, dass er lernfähig ist. Anfangs hat er nämlich schon versucht, den kleinen vogelähnlichen Lebewesen jagdlustig nachzustellen.

Angst habe ich natürlich auch, dass ihn ein Auto überfahren könnte. Ich beobachte immer wieder, wie er die Straße überquert und in dem verwilderten Garten meiner Nachbarin verschwindet. Schon einmal habe ich auf dieser Straße eine Katze verloren. Es ist lange her. Aber die Erinnerung schmerzt noch immer.

Ich frage mich auch, wo und wie er sich während seiner Abwesenheit ernährt. Wo sind seine Futterquellen? Denn abgemagert und hungrig kommt er nie nach mehrtägiger Abwesenheit zurück. Wo in der Nachbarschaft bekommt er Futter, frage ich mich. Aber er kann es mir nicht erzählen. Die Katzensprache verstehe ich nur bedingt. Es wird wohl sein Katzengeheimnis bleiben, mit dem ich einfach leben muss.


© Ulrike Puckmayr-Pfeifer 2025-02-28

Genres
Novels & Stories
Moods
Abenteuerlich, Inspirierend, Reflektierend, Entspannend
Hashtags