..oder meine Nacht in der Hundehütte
Norwegen ist ein schönes Land. Voller Fjorde, Trolle und Berge. Mit großen starken Wikingern. Und bekanntlich teuer.
Aber ich habs eh nicht mit Hotels – also: Couchsurferplätze suchen….
Bergen – Voss – Sognefjord. Myrdal. Perfekt. Geht ja. Auf die norwegischen CouchsurferInnen ist Verlass!
Elisabeth ist mein Host in Sognefjord – sie ist eine richtige Norwegerin. Also am Wochenende raus in die Natur! IHR Plan ist die Besteigung des höchsten bewirtschafteten Berges – des Fanaröken. Früher war das eine Wetterstation – jetzt bewirtschaftet der DNT die Hütte. Wetterbericht gecheckt -Brote geschmiert (die Norweger haben da eine ganz eigene Art: sie bauen “Hochhäusersandwichs” mit diesem nach Karamel schmeckenden Käse genannt GUDBRANDSDALEN und essen sich von Oben nach Unten. Genial!) Ausrüstung ins Auto. Da die Hütte auf über 2.000 m liegt kann es im August da oben richtig kalt werden – also Haube und Handschuhe nicht vergessen!
Puhhh – der Aufstieg ist mühsam, aber die tolle Aussicht entschädigt für die Strapazen. Fjorde mit glasklarem Wasser werden abgelöst von Weiden mir Schafen und später von hellblau leuchtenden Gletschern und Berggipfeln. Soooo schön! Trotz der schönen Aussicht verfluche ich manchmal meine Art zu reisen. In manchen Momenten könnte ich mich sogar mit einem “all inclusiv Cluburlaub” anfreunden! Aber nein – ich muss ja Couchsurfen bei einer Outdoor Enthusiastin mit Marathon Erfahrung…
Endlich erreichen wir die Hütten. Das Wetter hat gedreht und es ist jetzt dichter Schneefall. Von der tollen Aussicht können wir uns verabschieden – man sieht kaum die Hand vor Augen. Als wir “einchecken” die große Überraschung: Scheinbar hat halb Norwegen heute das gleiche Ziel gehabt wie wir. Die Hütte ist hoffnungslos überfüllt. Da ja niemand weggeschickt werden kann bei dem Sauwetter wird improvisiert. Es gibt Abendessen auf 2 Etappen und wir sind am Tisch mit Gry und Ihrem Vater und Bruder. Gry arbeitet in Oslo im Edvard Munch Museum (dazu gibts natürlich auch eine CS Geschichte)
Nach dem zweiten Essensdurchgang müssen die Tische weggeräumt werden um Platz für die Matratzen zu haben. Und: es gibt sicher nicht für jeden eine eigene Matratze ;)
Aber darüber machen wir uns im Moment keine Gedanken. Wir unterhalten uns blendend mit anderen Wanderern. Da wir beide grüne Hauben tragen werden wir als “Singles” wahrgenommen. Würden wir eine rote Haube tragen wäre das Signal: “ich will meine Ruhe haben”- aber so kann das ja noch spannend werden…
Mit wem würde ich meine Matratze teilen? Gute Frage. Jap -da gäbe es schon ein paar recht leckere Exemplare mit grünen Hauben am Haupt. Als ich noch so vor mich hin gustiere wird diese Frage auch prompt beantwortet: da wir einen Hund mithaben müssen wir in die Hundehütte. Das ist norwegisches Hütten Gesetz!
Der Traum mit einem Wikinger mein Lager zu teilen zerrinnt wie die Schneeflocken auf unseren grünen Hauben am Weg zur Hundehütte.
© Gertraud-Maria-Anna 2019-11-24