Kim allein in Rom (When in Rome 7)

20:01 Uhr. In Wahrheit weiß Kim nicht, wohin mit sich. Die Stadt ist heiß und laut und malerisch. Sprachfetzen aller Nationen weben sich in die Luft, durch die goldenen Strahlen der Abendsonne. Es riecht nach verdammt gutem Essen. Ein verfickter Traum.
Aus offenen Türen und Bars, die sich übergangslos auf die Straße öffnen, kommt Musik. 
„Luca non tschee, hm-hm-hm via …“, summt Kim vor sich hin. Für eine der bekanntesten Zeilen des 90er-Jahre-Italo-Pops reichen die Italienischkenntnisse dann doch aus.
Kim schlendert ein bisschen umher. Eher Windowshopping, so ganz ohne Geld. Ein paar Bars sehen schnuckelig aus. Wenn man jetzt wüsste, wie man auf Italienisch jemanden aufreißt, ein paar Freigetränke bekommt. Oder ein Eis.
Kim probiert ein paar Seitenstraßen aus, aber hier gibt’s nichts Spannendes. Es ist noch ziemlich hell, es ist ein wunderschöner Sommertag. Gar nicht unheimlich. Und doch …
„Hey!“
Kim hört die Stimme schräg hinter der linken Schulter, reagiert aber erst beim zweiten Mal. Im Affekt.
„Hey, you need something?“
Der Typ hat eine Glatze und ein Nasenpiercing, ist ein paar Zentimeter kleiner als Kim. Grinst suggestiv.
„Need what?“
Das Gefühl, dass es ein Fehler war zu antworten, stehenzubleiben, kommt plötzlich wie ein Schwall kaltes Wasser.
„Whatever you want.“
„No, thanks.“
Kim will weiter gehen, aber der Typ lässt nicht locker. Die latente Aggression ist ein unangenehmes Kribbeln auf der Haut.
„Got something then?“
Kim antwortet nicht.
„Where you from?“
Er folgt, passt seine Schritte Kims Tempo an.
„Oh, come on, talk to me.“
„Sorry, I have to go.“
„I know a place, wanna have fun?“
„Leave me alone, okay?“
„Not your thing?“
„No.“
Der Typ kommt zu nahe. Viel zu nahe.
„Not your thing, huh? Go fuck yourself!“
Kim rennt. 
Leute weichen aus, wechseln die Straßenseite.
Und was ist mit Zivilcourage, ihr Penner?
Kim rennt eine Weile, bevor es zu anstrengend wird. Keine Verfolger in Sicht, aber das Herz schlägt trotzdem bis zum Hals.
Ich hab nichts getan für dieses scheiß Karma!, denkt Kim und tritt gegen eine Hauswand. Schlechte Idee.
„Au, verfickte Scheiße!“