by Zebra
Der oberste Luzi starrte entrĂŒckt auf den mit gefrorenem Morgentau eingezuckerten Friedhofboden. Merlin kramte in seiner Hosentasche und zauberte etwas Kleines, weiĂes hervor. Er rĂ€usperte sich und streckte dem obersten Luzi das Kleinod entgegen. âHier bitte.”
Der oberste Luzi riss seinen Blick von dem Grabstein einer 93-jĂ€hrhigen Witwe los, die âals geliebte Mutter und Lehrerin in Frieden ruhe”. Er betrachtete das Objekt verdutzt, murmelte âwie, aber, der ist ja abgebrochen” und nahm es Merlin schwubs ab. Merlin zuckte mit den Achseln: âder Schneidezahn ist abgebrochen als ich auf der Toilette ertrunken bin.â Um seine Worte zu bekrĂ€ftigen, zog er die Lippen zurĂŒck und zeigte eine ZahnlĂŒcke. Der oberste Luzi nickte.
âAlso,â mischte sich Lisa ein, âwie viele ZĂ€hne wurden dir denn gestohlen und uhm.. können wir vielleicht Luupings ĂŒben?â Den letzten Halbsatz unterstrich das MĂ€dchen, indem es mit seinen drei GlitzerflĂŒgelchen auffordernd wedelte. Der oberste Luzi sah sie niedergeschlagen an: âNoch eintausend neunhundert und neunundvierzigeinhalb KinderzĂ€hne.” âBis Ende des Monatsâ, fĂŒgte er gedrĂŒckt hinzu.
Von den Kindern erhoffte sich der oberste Luzi, dass sie 1) all ihren Verwandten, Freunden und Bekannten deren KinderzĂ€hne abschwatzen wĂŒrden – manche hoben sich sowas ja auf. Diesen Teil des Plans hatte sich der oberste Luzi von den Versicherungsmaklern und diversen Pyramidenfirmen abgeguckt.
2) Dass die Kinder bei diversen Zahnarztpraxen anlĂ€uten und fĂŒr ein erfundenes Schulprojekt nach ZĂ€hnen fragen sollten und 3) Merlin in seiner Rolle als Ghul die FriedhofsgrĂ€ber noch einmal genau unter die Lupe nehmen sollte. Lisa war ja noch Zahnfee in Ausbildung.
Der oberste Luzi hatte die FriedhofgrĂ€ber eigentlich selbst schon geplĂŒndert, aber die Verzweiflung treibt einen ja oft dazu, Dinge zu wiederholen. Albert Einstein hatte bekundet: âDumm zu sein, bedeutet, dieselbe Handlung immer wieder zu setzen und ein anderes Ergebnis zu erwarten.â Das war so im Grunde das, was der oberste Luzi mit Phase 2) und 3) seines Planes vorhatte. Denn natĂŒrlich war er bereits bei diversen ZahnĂ€rzten vorstellig geworden. Aber KinderzĂ€hne waren persönlicher Bioabfall und als solcher strengen Entsorgungsrichtlinien unterworfen. Ein paar Gesundheitsdaten lieĂen sich den ZĂ€hnen entlocken, wenn das einer ernst nahm und naja. Damit hockten die ZahnĂ€rzte halt dann auch besorgt auf ihrem Bioabfall. Aber vielleicht hatten die Kinder mehr erfolgt.
In diesem Sinn instruierte er die Kinder. Merlin sollte gleich starten mit Phase 1) bis 3) beziehungsweise war die Reihenfolge variabel. Jetzt, um drei Uhr in der FrĂŒh, Samstagmorgen, musste er natĂŒrlich nicht seine Verwandten aus dem Bett reiĂen. Das hĂ€tte vermutlich auch dem Erfolg erheblich geschadet.
Lisa, sollte, nachdem sie den Looping einstudiert hatten, bei Phase 1) und 2) mitmachen.
© Zebra 2022-08-14