Klagenfurt

Martina Huemer

by Martina Huemer

Story

Wie sehr staunte ich, als ich 1980 bei einem Preisausschreiben den Hauptpreis, eine Reise nach Schweden, gewann. Aus verschiedenen Gründen konnte ich diese nicht antreten, so nahmen mich meine beiden Omas mit, auf eine Wallfahrt für Senioren nach Kärnten. Ich war das einzige Kind auf dieser Fahrt. Während der Busfahrt wurden wir vom Reiseleiter Haasn-Schneider informiert, über die Details der zweitägigen Reise. Es wurde viel gebetet.

Unsere erste Station war das mittelalterliche Schloss Tanzenberg, an das ich mich tatsächlich schon erinnern konnte, weil ich zwei Jahre davor auf Jungscharlager hier war. Ich erinnerte mich an das Gelände, den Teich mit den Seerosen und an all die Spiele, die wir spielten. Der Arkadenhof prägte sich mir sehr ein. Ich erinnerte mich auch an den Besuch der Burg Hochosterwitz und an die Informationen, dass in dieser Gegend vor 2000 Jahren bereits Römer eine Stadt errichteten. Im nahen Zollfeld gab es einen römischen Tempelbezirk.

Unsere Kärntenreise führte uns nach Velden. Wir machten eine Pause für einen Spaziergang. An die Uferpromenade, das Schloss und an die besonders schönen Seevillen werde ich mich für immer erinnern. Dieser wunderschöne Wörthersee-Stil prägte auch 100 Jahre später das Bild der Stadt.

Wir übernachteten in Maria Wörth in einer Pension. Ich wachte nachts auf und hatte keine Ahnung, wo ich mich befinden würde. Ich stand auf und öffnete eine Tür, um nachzusehen, wo ich denn sei. Meine Oma wachte ebenfalls auf, und fragte ich mich, was ich denn mache. Ich hatte die Kastentür geöffnet und wollte schlaftrunken in den Kasten eintreten. Meine Oma und ich mussten immer schmunzeln, wenn wir Jahre später über mein Schlafwandeln am Wörthersee sprachen.

Nach der morgendlichen Messe in der Wallfahrtskirche Maria Wörth ging es weiter nach Klagenfurt. Wir fuhren am Lindwurm-Denkmal vorbei und besuchten das Minimundus, die kleine Welt am Wörthersee. Im Maßstab 1:25 werden in diesem Park mehr als 160 Modelle von vielen Gebäuden weltweit dargestellt. Mich beeindruckte der Eiffelturm, die Freiheitsstatue in New York, der campanile in Venedig, der Stephansdom und das Riesenrad in Wien. Ich bekam einen ersten detailgetreuen Blick auf die großen Monumente in der Welt und wünschte mir still, das eine oder andere Gebäude vielleicht einmal in echt zu erleben.

Nach dem Mittagessen stand das Planetarium auf dem Programm. Wir saßen auf Stühlen und blickten auf den Sternenhimmel über uns. Es war dunkel und warm, während uns die wichtigsten Sternbilder erklärt wurden. Nach und nach schliefen die Senioren um mich ein. Manche schnarchten. Es war ja eigentlich auch Zeit für den Mittagsschlaf.

Nach einem schönen Spaziergang am Wörthersee ging es mit dem Bus zurück nach Oberösterreich. Wir beendeten die Wallfahrt mit einem Rosenkranzgebet.

Es war mein einziger Ausflug mit meinen beiden Omas. Beide sind vor vielen Jahren verstorben.Die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit bleiben für immer.

© Martina Huemer 2023-01-16

Hashtags