Die Modeindustrie entwirft nur Kleidung für Menschen ohne Behinderung und selbst das für Menschen mit einer halbwegs sportlichen Figur. Wobei selbst ich Probleme habe gut aussehende Kleidung in meiner Größe zu finden. Deshalb ist es besonders schwer für beeinträchtigte Menschen. Manche sind zu klein für die Kleidung. Entweder sind die Ärmel des Pullovers zu lang oder die Beine zu lang. Dann bleibt einen nichts anderes übrig, als noch mehr Geld für die Änderungsschneiderei auszugeben. Wobei ich dort auch schon meine Erfahrungen sammeln durfte. So viele gibt es nämlich in unserer Stadt nicht. Ich musste mit einem Bewohner 15 min. warten bis überhaupt Personal erschien. Wahrscheinlich hatte er gerade Pause und ließ so lange seinen Stand alleine. Als der Bewohner zum Abmessen der Beine an die Reihe kam, sind 30 min. vergangen. Die gekaufte Hose, die zu lang war, mussten wir abgeben und in 1. Woche konnten wir sie gekürzt wieder abholen. Nach einer Woche sagte mir der Mitarbeiter, die Hose sei noch nicht fertig, da eine Nadel in der Nähmaschine abgebrochen ist. Eine Woche später ging ich also wieder zur Änderungsschneiderei. Diesmal wartete ich wieder 10 Minuten bis ein Mitarbeiter am Stand erschien. Nun sagte er mir, es gibt die Hose von meinem Abholschein nicht. Ich sagte ihn wie viel die Hose gekostet hat und das ich sie ersetzt haben möchte. Er schaute nochmals überall und fragte mich wie die Jeanshose aussah. Ich verlor langsam die Geduld. Plötzlich fand der Mitarbeiter die Hose. Ich nahm sie entgegen bezahlte sie und hoffte, dass diese passen würde. Ich beschloss dort nicht noch einmal hinzugehen und lieber einen Kollegen zu fragen, ob er nicht die Sachen kürzen könne. Da wir im Haus eine Nähmaschine haben, die ich nicht bedienen kann. Die Eltern von einigen Bewohnern kürzen auch die Kleidungsstücke. Dies ist eine enorme Erleichterung. Bei den Schuhen sieht es auch nicht besser aus. Viele Bewohner haben eine Schuhgröße von 34 oder 35. Es gibt leider nur Kinderschuhe in der Größe 34 mit Herzen und Blümchen. Oder mit einem kleinen Spann für die Füße. Somit bleibt einen nichts anderes übrig, als den Bewohnern Kinderschuhe zu kaufen. Mir kam aus lauter Verzweiflung schon die Idee selbst Kleidung zu nähen. Was ich leider nicht kann. Auch benötigt man manchmal Übergrößen für die Bewohner. Das heißt XXl oder noch größere Größen. Nur wenige Läden führen überhaupt diese Kleidungsgröße. Es soll Computerprogramme geben, die den Körper abmisst und dann online passgenaue Kleidung zum Kauf zur Verfügung stellt, leider ist dieses Programm erst noch in der Entwicklungsphase und ob es dann in den Wohnheimen eingesetzt wird weiß ich auch nicht.
© Sissy Englert 2023-07-28